A n z e i g e n

Joint Future Work und Fehlermöglichkeiten in der Digitalisierung – Teil 3: Die Kosten der Sicherheit

Joint Future Work[1] und Fehlermöglichkeiten in der Digitalisierung

“Alles im Leben hat seinen Preis”, war etwas, was wir als Kinder schon von unseren Großeltern lernten. Dass das richtig ist, lernten wir bald danach, wenn wir etwas haben wollten; das galt dann für Spielzeug, Süßigkeiten und all die anderen Artikel, die man als Kind für unerlässlich hielt.
In den endenden 60er war da häufiger mal ein “Nein” zu hören, als es heute der Fall ist. Ein Matchbox-Auto kostete damals 1,99 DM. Soviel wie 2kg Brot oder 2 Liter Benzin. Nur musste man für dieses Geld bis zu dreimal so lang arbeiten wie heute für den einen Euro. Und Arbeitszeit bleibt gleich. Daher auch die Umrechnung aus dem Mittelalter kommend, die da Tagewerk heißt. Das war die menschliche Arbeitsleistung eines Tages, als Wagner zum Beispiel ein (1!) Rad herzustellen.

Dass uns durch den zunehmenden Wohlstand ziemlich schnell das Augenmaß verloren gegangen ist, was wieviel im Vergleich zu was kostet, ist überall zu beobachten, zumal auch durch Automatisierung, Globalisierung und zunehmende Digitalisierung sich für viele Produkte nur eine Preisrichtung visuell erfassen lässt: ständig nach unten. Fernseher werden nun nicht nur nicht mehr repariert, sondern voll funktionstüchtig entsorgt und durch neue Modell ersetzt. Autos nicht bis zum TÜV-Scheidetermin gefahren sondern schon nach zwei bis vier Jahren ausgetauscht.
Gezahlt wird nicht bar, sondern vom Konto aus oder mit Geld, das man noch gar nicht verdient hat. Oder man least etwas – leiht es sich gegen Geld. Ähnlich einer Miete für die Wohnung. Ergo muss man kein Geldbündel mehr von A nach B bewegen. Hat den Gegenwert zum Erstrebten auch nicht in den Händen. Verliert zunehmend das Gefühl für die Summe zehntausend Euro. 10.000 sind 200(!) 50-Euro Scheine. Oder 1000 10-Euro-Scheine… Natürlich weiß das jeder. Nur ist es ein psychologischer Unterschied das Geld physisch zu übergeben, anstatt es zu überweisen. Oder gar abbuchen zu lassen…als noch passivere Variante.

Das in einer solchen Umgebung, wo physische Produkte von realen Geldwerten schon getrennt werden, gewisse Werte verloren gehen, ist nachvollziehbar. Man sieht, erlebt und fühlt es jeden Tag.

Doch was ist mit abstrakten Gütern/ Produkten/ Leistungen/ Werten? Von Dingen, die gar keine physische Dimension haben, sprachlich schon abstrakte Nomen sind und damit kaum noch Bezug zum materiell orientierten Rahmen unserer Wahrnehmung haben, wenn es um Werthaltigkeit geht.

Die Digitalisierung propagiert die Entmaterialisierung der Wirtschaft und der Warenketten und postuliert damit noch eine viel größere Loslösung von greifbaren Gütern/ Produkten/ Leistungen und Wert an sich.

Mit der Flüchtlingskrise kommen nun solche abstrakten Werte plötzlich wieder zum Vorschein, die hier nicht behandelt werden sollen, aber ein Gefühl geben, um was es geht. Freiheit, Selbstbestimmung, Recht und Ordnung.

Diese haben für die Gesellschaft (abstraktes Nomen) fundamentale Bedeutung (abstraktes Nomen), bilden den sozialen Frieden (auch ein abstraktes Nomen) und daher die Grundlage unserer freiheitlich-rechtlichen Grundordnung (uns schon wieder…). Dies hat für die Wirtschaft an sich nur insoweit Bedeutung, da sie ein Umfeld schafft, wo sichere Planungsgrundlagen auf der Annahme bestehen, dass durch eben dieses feste Gefüge dauerhafte und fixe Größen geschaffen werden, die eine kontinuierliche langfristige andauernde Gewinnerwartung gewährleisten.

Dieses abstrakte Gefüge von abstrakten Vorstellungen für konkretes Handeln hat einen Namen: SICHERHEIT

Und diese hat bisher fast nichts gekostet. Genau wie Luft zum Atmen ist sie für viele selbstverständlich. Oder wie sauberes und fließendes Wasser oder Strom zu haben. Für viele schon auch ein WLAN zu haben. Überall und immer.

Und hier beginnt der Irrtum, der nun richtig viel Geld kosten wird…

Sicherheit zieht sich durch unser Leben, wie kaum ein zweites Gut. In der Bedürfnispyramide kommt sie gleich nach den Grundbedürfnissen Essen, Trinken, Schlafen, Fortpflanzung (nein, Internet gehört nicht dazu…). Erst wenn diese Sicherheit da ist, kann man sich selbst verwirklichen. Wenn nicht, ist man ein Getriebener der Rahmenumstände, die unser Verhalten und Leben bestimmen. Da sie bis dato da war, hat es uns nicht interessiert. Sie war ein Gut, das “eh da ist” und somit auch nur “eh da Kosten” verursacht hat, die mit ein bisschen Armee nach Außen und etwas Polizei nach Innen gut abgegolten war. Sogar so gut, dass man beide stark hat reduzieren können. Und sie darüber hinaus so “positioniert hat”, dass sie auch nicht stören. Uns stören, bei was auch immer wir für Ausübung der Selbstverwirklichung gehalten haben. Kostenoptimiert, damit noch mehr Geld da war uns MEHR reale Produkte/Leistungen zu ermöglichen.

Das rächt sich nun für die Wirtschaft. Und damit für die Gesellschaft. Letztere wird hier nicht betrachtet. Das soll kein philosophischer Besinnungsaufsatz werden…

Was kostet die Wirtschaft hier und jetzt eine schwindende Sicherheitslage? Ein sich veränderndes Umfeld, das durch zunehmende Angst in breiten Teilen der Bevölkerung gekennzeichnet ist?

Angst um die nationale und geschichtliche Identität, die plötzlich wieder eine Rolle spielt und die Wirtschaft mit “Made in Germany” gut vermarkten konnte. Die Angst um die persönliche Unversehrtheit, die in der weltoffenen multikulturellen Stadt Köln ihr jähes Erwachen fand und die die Wirtschaft gern als Werbemerkmal für benötigte Fachkräfte weltweit ins Spiel bringen konnte?
Die Angst um christliche Werte, sie auch zunehmend uninteressant wurden, obwohl unser ganzes Rechtssystem darauf basiert, und der Wirtschaft einen Rahmen gab, aus dem heraus und mit dem Geschäfte erst möglich wurden. Die Angst um die eigene Existenz von vielen, die der demographische Wandel, die zunehmende Digitalisierung und die Migration von eben nicht benötigten Menschen in großer Zahl verunsichert und damit bewegt JETZT etwas zu tun, wenn auch keiner weiß WAS genau. Angst um das politische System, dessen Stabilität und Hilfe für die Wirtschaft stets Rückhalt und Garant langfristiger und kostspieliger Investitionen war. Angst um das freie, grenzenlose und offene Europa, das die Freizügigkeit der Bewohner förderte, und das die Wirtschaft in bisher nie gekannter Weise wertschöpfen ließ.

Die Liste ließe sich fortsetzen. Doch fest steht schon jetzt, dass da wo Angst ist keine Sicherheit existieren kann. “Angst mag ein schlechter Ratgeber sein”, doch Angst sorgt physiologisch dafür, dass Adrenalin ausgeschüttet wird; zur Flucht oder zum Angriff. In der Evolution war das hilfreich.

Für die Wirtschaft heißt das nun damit zu leben oder umzusiedeln. Im letzteren Fall dann mit der Frage versehen WOHIN DENN? Sie ist auf eine hochentwickelte Gesellschaft angewiesen, um ihre Produkte überhaupt herstellen zu können und, und das wird gern vergessen, sie auch ABSETZEN zu können. Der VW-Golf, der 5er-BMW und die E-Klasse verkaufen sich als Neuwagen in Afrika nicht so richtig wertschöpfend. China lahmt und die die USA sind de facto bankrott.

Die Wirtschaft braucht das Bildungssystem, damit die Digitalisierung überhaupt auf breiter Front allein (weiter-)bildungstechnisch möglich wird.

All das benötigt Sicherheit. Sicherheit für das Unternehmen, Sicherheit für die Belegschaft und ein sicheres Marktumfeld.

1.) Sicherheit für das Unternehmen

Dies meint in unseren Tagen mehr, als nur den Zaun drumherum. Der ist nur für die physikalische Sicherheit gut. Zusammen mit Video- und Sensorüberwachung, Wachdienst, Schließanlagen, Sicherheitsbereiche und Panzerglas.

In der Digitalisierung kommt hier ein wesentlicheres Element ins Spiel: die digitale Sicherheit.[2] Die Digitalisierung schafft neue Schnittstellen. Schnittstellen, die abgesichert werden müssen. Exakt so wie eine offene Tür. Letztere kann durch jeden geöffnet werden, der sie findet. Durch Zufall oder auch durch aktive Suche. Und diese Suche findet digital statt. Durch Apps wird wohl auch in naher Zukunft die Steuerung und Kontrolle von Unternehmensprozessen hochmobil, 24/7-verfügbar und allumfassend organisiert werden. Future Management, Future Workspaces und andere “Future Themen” spielen darauf an. Von Future-IT-Security hört man allerdings nichts.[3] Dass es hier noch nicht einmal ein vernünftiges IT-Rahmengesetz gibt, lässt auch nicht viel hoffen, wenn Wirtschaft ein sicheres Umfeld braucht, um die vierte industrielle Revolution auch sicherheitstechnisch zu stemmen.[4]

Dass das Unternehmen natürlich ein sicheres Umfeld für die Waren- und Produkttransporte sowie Zulieferketten braucht, war bisher selbstverständlich. Gewisse tumultartige Szenen auf spanischen/französischen Autobahnen lassen aber vermuten, dass das nicht mehr lange so bleibt. Unser Fernverkehr ist die Lebensader der europäischen Wirtschaft, ihrer logistischen Vernetzung und auch ausgelagerte kostenoptimierte Lagerhaltung von Komponenten für mehrstufige und weitdislozierte Fertigungen, die just-in-time getaktet sind. Das ist ein Kostenfaktor, der mehr wiegt, als Grenzkontrollen, die das Problem nur verstärken. Zusätzliche Sicherheitskontrollen, zum Beispiel die Suche nach illegalen (Mit)Reisenden, schaffen hier weitere sicherheitsspezifische Spielarten, die wir bis dato als überwunden angesehen hatten. Die Grenzen waren offen…

Dass sich der Handel auf schlechtere Zeiten einstellen muss und die Inventur wohl schlechter ausfällt als bisher, wird wohl bald auch publik werden. Ladendiebstahl egal welcher Art wird in Umfeldern zunehmen, wo plötzlich viele auch hier erleben, dass sie am unteren Ende der Gesellschaft dauerhaft leben werden müssen. Gelegenheitskriminalität wird steigen. Möglichkeiten werden aktiv genutzt werden. In solchen veränderten Realitäten sind Projekte wie Scannerkassenzonen ohne Kassierer möglich, doch werden sie durch die Notwendigkeit von (zusätzlichem) Wachpersonal konterkariert werden. Überhaupt werden zivile Wachdienste das an physischer Sicherheit vor Ort ausgleichen (helfen) müssen, wo jahrelang Polizei eingespart werden musste. So sieht man schon jetzt an manchen Plätzen in unseren Städten kaum Polizei, dafür aber selbst in Fastfood-Restaurants zwei (2!) Mann Sicherheitspersonal am Eingang. Auch dann, wenn das Nachbargeschäft weitere Kräfte aufbietet. Die Deutsche Bahn und Nahverkehrsunternehmen mit eigenem Personal Bahnhöfe und Züge bestreifen. Der Flughafen langsam zur Hochsicherheitszone mutiert und öffentliche Verwaltungen mit Panzerglas und Security empfangen. Nach bisheriger offizieller Lesart ging aber die Kriminalität immer zurück.

Jeder Controller kennt den Wert von Frühwarnindikatoren. Diese werden als KPIs regelmäßig reportet, analysiert und bewertet. Folgerungen wurden wohl bisher nur durch die getroffen und umgesetzt, wo der Gewinn gefährdet war.

Doch schon jetzt ist ein dramatischer Anstieg nach physikalischer Sicherheit zu beobachten. Der fällt aber zunehmend in den demographischen Wandel und wird daher zunehmend mehr kosten. Das geeignete – weil junge – Personal wird knapp und ist Engpassressource!

Weder für digitale Sicherheit noch für personell notwendige physikalische Sicherheit werden zurzeit die notwendigen Mittel bereitgestellt. Noch konsequent durchdacht oder gar eingeplant. Momentan hofft man ganz offensichtlich, dass das nicht notwendig wird. Man versucht weiter Kosten zu sparen, die selbst keinen Mehrwert generieren. Der Gedanke ist falsch: ohne Sicherheit wird es gar keinen (Mehr)Wert an sich mehr geben können. Das Sicherheitsumfällt kippt gerade. Und das auf lange Sicht.

2.) Sicherheit für die Belegschaft

Auch die Belegschaft ist ein Faktor, der zusätzliche Sicherheitskosten verursachen wird. Die Belegschaften werden älter. Und älter werdende Menschen sind nicht mehr so fit. Daher sehen sie mögliche Risiken auch anders. Dazu noch vermehrt unter Stressbelastung. Das zusammen steigert die Angst. Letztere führt wieder zu höherem Stress und damit zu gesundheitlicher steigender Anfälligkeit. Eine Anfälligkeit, die zusätzlich schon durch die mitunter oft falschen Organisationsprozesse der Arbeit im höher werdenden Alter gesteigert werden wird. Bisher war Rente mit 60 ein Datum, auf das alle Arbeitsprozesse abzielten. Mit steigender Drehzahl zur Steigerung von Produktivität, Gewinn und Effizienz. Gesundheitsvorsorge wird zunehmend Geld kosten. Das ist inzwischen schon in die Köpfe der Personalabteilungen und Vorstände vorgedrungen.

Die betrieblichen Wirkungsweisen von alternden Belegschaften und mögliche Anpassungen wurden schon woanders thematisiert.[5] [6]
Doch niemals um den Faktor Sicherheit erweitert. Allein schon der Faktor Mobilität wird auf seine zukünftige Auswirkung oft schon unterschätzt.[7]

Sicherheit in Belegschaften richten sich auf zwei Bereiche, die persönliche (Existenz-)Sicherheit, die durch das Unternehmen nur sehr schwer beeinflussbar ist aber über das Employer Branding zunehmend zum Kostenfaktor wird, und die Sicherheit des Arbeitsumfeldes; und damit ist nicht die Arbeitssicherheit gemeint, die in Deutschland als gut angesehen werden kann.

Hier sind zum Beispiel die Wegerisiken gemeint, die Mitarbeiter zu bewältigen haben. Rückkehr der Spätschicht in der U-Bahn. Einsame Haltestellen im Nirgendwo. Mitunter auch die politisch nicht existenten Ghettos auf dem Arbeitsweg. Frauen sind hier das schwächste Glied der Kette. Sie werden als erstes Angst bekommen, weil sie die ersten Opfer sind. Scheinbar sogar zunehmend nicht nur als Raub-/ Diebstahlopfer wie neuerdings zunehmend offener berichtet wird. Frauen werden also ihre Angst kommunizieren. Erst in der Familie, dann unter Freunden/ Kollegen, dann öffentlich via Social Media. Irgendwann wird das dann Thema beim Betriebsrat. Wenn es gut läuft. Schlimmstenfalls wird die Arbeitgebermarke beschädigt. Das hat dann Auswirkungen auf den Kostenblock Employer Branding / Recruiting. Trotz aller Aufwände für die CI.[8] [9]

Ob eine Belegschaft hier sensibilisiert ist wird nicht am Schwarzen Brett publiziert werden. Wir Deutsche sind ein Volk von Menschen, die sich nicht gern öffentlich Schwäche eingestehen. Selbst dann nicht, wenn andere schon die Fahnen streichen. Daher wird man sich nicht als “Weichei” outen. Auch nicht als Frau. Hier wird still und heimlich mit den Füssen abgestimmt, wenn/sobald(!) sich eine andere Möglichkeit bietet.
Für die Workforce ein verhängnisvolle nicht kalkulierbare Entwicklung. Hier könnten Diagnostische Verfahren helfen, die zum Beispiel bei der Statusanalyse der CI angewandt werden.[10]

Homogenität einer Belegschaft ist natürlich auch ein Sicherheitsfaktor, der kostenwirksam werden kann. Genauso wie die Negation der Tatsache, dass aus der Gesellschaft und ihrer Entwicklung herrührende Vorgänge, keinen Einfluss auf das persönliche Sicherheitsempfinden haben könnten.

Mögliche Maßnahmen könnten hier sein, firmeneigene Shuttlebusse, Bushaltestellensecurity bei Schichtwechseln, bessere Beleuchtung, Panikschalter auf Parkplätzen und Zugangswegen, ein firmeneigenes Security-Eingreifteam, Schulungen und Unterstützung von Selbsthilfegruppen, bessere Sensorüberwachung (mit akustischer Auslösung bei “Hilfe-Hilfe!”) oder – hier als Fernvision – KI-gesteuerte Überwachungen von relevanten Unternehmensumfeldern. Hier ist Vieles denkbar, machbar und fast sofort umsetzbar. Nur wird es Geld kosten. Zusätzliches Geld. Und das im zunehmenden Rahmen und immer schneller eskalierend.

3.) Sicherheit im Marktumfeld

Was Fastfood-Restaurants hier schon mit eigener Security dezent aber wahrnehmbar vormachen mündete in Kabul in einem sandsackbefestigten Kampfstand hinter der Tür des Restaurants mit einem Team von zwei Wachen mit Sturmgewehren im Anschlag. Nachdem man einen mit Wachtürmen gesicherten, eingezäunten und bestreiften Parkplatz hinter sich gelassen hat und die Gesichtskontrolle durch das Duo vor der Tür überstanden hatte. Vorausgesetzt der ebenfalls schwerbewaffnete Schlagbaumposten ließ einen auf den Parkplatz…

Das mag als Beispiel dienen, was wir nicht wertschätzen und als selbstverständlich ansehen. Öffentliche Sicherheit, die unser unternehmerisches Wirkungsfeld stützt. Hier ist das nicht notwendig. Noch nicht einmal erlaubt. Security bei Burger King mit Kalaschnikov im Anschlag…
In Regionen mit fehlender oder etwas schlechterer Sicherheit ist es allerdings normal. Da macht man sich noch nicht einmal Gedanken darüber, was es kostet, denn es würden keine Kunden kommen, wenn es nicht so wäre. Da gehört zusätzliche, sichtbare und glaubhafte Sicherheit ebenso zum Geschäftsbetrieb, wie Ladenfläche, Beleuchtung und Bedienung.

Wir lachen gern darüber und schütteln den Kopf, doch Sicherheit ist ein filigranes Gut. Ein abstraktes Nomen. Man sieht sie nicht. Man merkt aber eine Veränderung. Trotz aller anderslautenden Bekundungen der Medien, der Regierenden und der Statistiken. Sonst hätte man die Maßnahmen in den Geschäften, Zügen und auch anderen Bereichen nicht umgesetzt. Doch wenn es schon durch die Wirtschaft veranlasste Maßnahmen gab und gibt, was sagt uns für die Gesamtlage? Dass alles OK ist??

Es ist also anzunehmen, dass es jetzt schon erhebliche Vorbehalte zu der Frage gibt, was denn noch als sicher anzusehen ist. Und zwar für unsere Kunden. All diese Maßnahmen zeigen, dass die Wirtschaft von sich aus, und wohl auch nicht ohne Not, Geld investiert hat ihre Kunden zu schützen. Oder ihre Mitarbeiter zu schützen, wenn ich an die Panzerglasfoyes der öffentlichen Verwaltung denke. Oder schlicht ihre Produktionseinrichtungen zusätzlich schützen, dass sie – unabhängig von äußeren Wirrköpfen – produzieren können.

Ergo ist hier nur noch die Frage zu stellen, was noch erforderlich sein wird, und in welchem zunehmenden Umfang und wie auf einer möglichen Zeitachse verteilt notwendig/sinnhaft wird. Dass es besser wird sollte seit Sylvester wirklich ins Reich der Märchen verbannt worden sein. Im momentanen deutschem Marktumfeld geistern seit 2015 bis zu 300.000 Menschen, meist männlich zwischen 16 und 30 Jahre alt, umher, die nicht registriert sind, ergo auch kein staatliches Geld beziehen, aber dennoch leben wollen. Das ist keine hinreichend gute Basis, die die Annahme unterstreichen könnte, dass es besser wird.

Wie organisierte Banden, aber auch sich da hoc bildende Gruppen, LKWs auf Parkplätzen ausplündern, auf der Fahrt behindern und für Verspätungen sorgen, weil sie auf Gelegenheiten hoffen oder sie herbeiführen ist bekannt, wird nur gern vernachlässigt. Solche Aktionen werden zunehmen. Gerade in Bereichen, die zur Lebenssicherung dienen und insgesamt das Sicherheitsumfeld belasten. Organisierte Plünderaktionen in Discountern werden genauso wahrnehmbar wie geschäftsschädigend sein. Wer wird gerne Zeuge einer Straftat, die mitunter sogar wiederholt straffrei bleibt? Der Handel wird hier “nachrüsten” müssen. Der Wach-Rentner nach 20:00h am Eingang wird kaum reichen.

Im gesamtwirtschaftlichen Rahmen wird der Wirtschaftsstandort Deutschland geschädigt werden. Die Teilhabe am “Made in Germany” für ausländische Fachkräfte wird hinterfragt werden. Die Anreize dazu werden sinken. Recruitingkosten für wirklich gebrauchte und fachlich benötigte Experten werden zunehmen. Gerade auch in Konkurrenz zu anderen Ländern, die ggf. stringenter in ihrer Wahrnehmung und Gewährung dessen sind, was da Sicherheit heißt und bisher nichts gekostet hat.

FAZIT:

“Alles was für Menschen einen Wert besitzt, hat einen Preis”, sagte Jefferson und schlussfolgerte, dass dann “auch die Freiheit, als des Menschen höchstes Gut, einen Preis hat”. Nur ist Freiheit ohne Sicherheit kaum vorstellbar. Ergo muss das, was Sicherheit ausmacht und gewährleistet letztlich verteidigt werden. Daher geht alle Macht vom Volke aus und das Gewaltmonopol ist beim Staat. Als des Volkes gewählter und bezahlter Sachwahrer.

Dieses Gewaltmonopol wurde aber durch Verblendung, Desinteresse und Gleichgültigkeit sowie der schlichten Negation von simpelsten Zusammenhängen so effizient (um)gestaltet, dass runtergewirtschaftet noch harmlos ausgedrückt ist. Der Aufbau von privaten Sicherheitsfirmen folgt einer Marktlücke, die durch die Nischenbildung und Wegfall öffentlicher Strukturen sichtbar und damit wirtschaftlich nutzbar wurden. Kein Angebot ohne Nachfrage. Und keine Nachfrage ohne Ursache!

Seit 2015 haben wir eine grundlegend veränderte innere Sicherheitslage. Diese veränderte Sicherheitslage verursacht Angst, weil die Veränderung als negativ empfunden wird. Zahlreiche Indikatoren sprechen dafür, dass auch das staatliche Gewaltmonopol auf den Prüfstand dessen gestellt wird, was das Volk als notwendig erachtet; bis hin zu privat organisierten Bürgerzusammenschlüssen, Bürgerwachen und Bürgerwehren.

Weiterhin existieren keine gesicherten und verifizierbaren weil zunehmend unglaubwürdige öffentlichen Quellen, die es ermöglichen ein exaktes Bild von seiner Region oder Branche zu erhalten. Auch die öffentlich-rechtlichen Medien scheiden hier zunehmend aus, da sie sich über Jahre zum Spielball der “visionären” Politik haben machen lassen. Als Planungsgrundlage ist das für die Wirtschaft nicht ausreichend. Ganz im Gegenteil.

Sicherheit ist einr Illusion, denn sie gibt es nicht.

Aber Sicherheit ist gestaltbar. Gesellschaftlich, politisch aber auch wirtschaftlich. Wie es scheint wurde politisch herbeigeführt unsere Sicherheit grundlos verschärft – andere sagen verspielt. Gesellschaftlich wird sie gerade massiv hinterfragt und wirtschaftlich schon lange mit “geeigneten, zusätzlichen und eigenfinanzierten Maßnahmen” begleitet. Nicht ohne Not, sondern aus Rücksicht auf Belegschaften und Kunden. Nicht uneigennützig, aber Wirtschaft ist auch kein Sozialverband oder eine wohltätige Stiftung, was von gewissen Ideologen gern verwechselt wird.

Die Gestaltung der Arbeit im Alter im demographischen Wandel unter Einbeziehung der zwingend erforderlichen Digitalisierung muss nun neben der digitalen Absicherung unserer Netzwerke auch eine neue physische Sicherheitsdimension erfahren, die in personelle Konkurrenz, und damit kostentreibend, zu knapper werdenden Personalressourcen stehen wird.

Der Gedanke einiger, hier eben diese zusätzlichen migrierten Sicherheitsrisiken zu Sicherheitsfachpersonal zu machen und damit das Problem elegant zu lösen, wird auch den Bock zum Gärtner machen wollen. Dieser Gedanken wurde nur aufgeführt, um die dämlichste Variante genannt zu haben, wie sich gewisse Leute bald schon profilieren könnten.

Als Unternehmen gibt es zahlreiche (o.g.) Möglichkeiten das persönlich empfundene aber auch das real erlebbare Sicherheitsrisiko zu minimieren. Das wird Geld kosten. Bisher war die Belegschaft nicht Ziel von aktiven Absicherungsmaßnahmen, bestenfalls als Ziel zur Aufklärung/Vermeidung von möglichen Verstößen.

Das sichere Unternehmen wird aber genauso Teil der Arbeitgebermarke werden, wie die Zusätze familienfreundlich, altersgerecht und fürsorglich. Eine nach außen wirksame CI wird auch diesen Punkt in Zukunft beinhalten müssen. Was tut das Unternehmen zum Schutz seiner Belegschaft?

Was der Staat zum Schutz seiner Gesellschaft, seines Souveräns(!) tun wird, wird sich zeigen. Köln hat hier einiges verändert, auch wenn diese Stadt dem Phänomen nur den Namen gegeben hat. Ein Name, der für den Standort Köln an sich schädigend ist. So schädigend wie der Name Hoyerswerda für Weltoffenheit.

Köln war überall in unserem Land. Die Wirtschaft hatte schon reagiert, als Politik und Medien alles noch schönredeten. Doch das Problem ist nun exponentiell gewachsen mit absehbaren Folgen für die Kostenstrukturen der Unternehmen. Und den Standort Deutschland an sich.

Joint Future Work ist nun noch etwas komplizierter geworden, als es ohnehin schon war.[11]

Joint Future Work Logo
Abb.: Joint Future Work

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Quellen:


[1] Vgl.: Future Business Consulting: Definition Joint Future Work (2014)
[2] Vgl.: Prof. Dr. Hartmut Pohl / Sascha Rauschenberger: Future Work und IT-Sicherheit: Verdrängte Risiken für die Arbeitswelt der Zukunft – Das Dilemma moderner Arbeitsorganisationen, Conplore Magazine (2015)
[3] Vgl.: Prof. Dr. Hartmut Pohl / Sascha Rauschenberger: Future Work und mobile Arbeitsplattformen mit Apps: Risiken für die Wirtschaft (2015)
[4] Vgl.: Prof. Dr. Hartmut Pohl / Sascha Rauschenberger / Christian Slota: Das IT-Sicherheitsgesetz in der Praxis | auf: Digital Cologne – IHK Köln (2015)
[5] Vgl.: Sascha Rauschenberger: Future Work: die Arbeitswelt der Zukunft und die Hürde Gesundheitsvorsorge, bei: Conplore Magazine (2014)
[6] Vgl.: Sascha Rauschenberger: Future Work und Work Life Cycle: Der Zusammenhang von Arbeit und Altersvorsorge unter der Lupe, bei: Conplore Magazine (2014)
[7] Vgl.: Sascha Rauschenberger: Future Work und Mobilität im demografischen Wandel: Mögliche Standortnachteile für die Wirtschaft, bei: Conplore Magazine (2015)
[8] Vgl.: Sascha Rauschenberger: Unternehmenskultur: Chance und Risiko der Corporate Culture für das HRM in der Arbeitswelt der Zukunft, bei: Conplore Magazine (2014)
[9] Vgl.: Norbert Rohloff / Sascha Rauschenberger: Joint Future Work und Marketing: Die Gefahren einer getrennten Vertriebs- und Personalstrategie für Umsatz und Personalbedarfsdeckung, bei: Conplore Magazine (2015)
[10] Vgl.: Dr. Achim Wortmann / Sascha Rauschenberger: E-Paper: Die Vorteile der Diagnostik für die Future Workforce Planning in Zeiten des demographischen Wandels und der Digitalisierung, bei: Conplore Magazine (2015)
[11] Vgl.: Sascha Rauschenberger: Joint Future Work – Ein strategisches Gesamtkonzept für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik im demographischen Wandel (2015)

Buchcover - Future Work und Megatrends - von Sascha Rauschenberger

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