CM: Digitalisierung, Open Innovation, Internet of Things, Gamification – Wie ist der Stand der Umsetzung? Was wird der nächste große Trend?
Markus Neubauer:
Alle genannten Themen sind bereits in der Umsetzung, aber speziell bei der Digitalisierung im Allgemeinen nimmt die Geschwindigkeit, die von außen an Deutschland herangetragen wird, deutlich zu. Wir müssen diese Fahrt aufnehmen, um weiterhin führend im Technologiebereich mitwirken zu können. Der nächste große Trend wird meiner Meinung nach ein genereller Kulturwandel hin zu einer offenen, dynamischen Unternehmenskultur, da alle aktuellen Technologietrends nur hiermit erfolgreich umgesetzt werden können.
CM: Was sind regelmäßig die größten Herausforderungen bei der Anpassung von Geschäftsmodellen an die digitalisierte Welt?
Markus Neubauer:
Die Geschwindigkeit mit der Digitalisierung von statten geht, ist die größte Herausforderung bei der Anpassung von Geschäftsmodellen an die digitalisierte Welt. Zyklen werden kürzer, Themen schreiten mit rasanter Geschwindigkeit voran.
Aber auch die Breite von Themen hat sich verändert: Geschäftsprozesse werden nicht mehr nur an einem Punkt optimiert, sondern eine solche Wandlung besteht nun aus einer Verkettung von ganz unterschiedlichen Themen und Prozessen.
CM: Hat Deutschland das richtige Mindset im Rahmen der Digitalisierung? Woran sollten wir dringlichst arbeiten?
Markus Neubauer:
In Deutschland haben wir eine sehr gute Ausbildung, wir verfügen über die notwendigen Ressourcen und Technologien und haben auch die notwendige Infrastruktur, um im Rahmen der Digitalisierung ganz vorne dabei zu sein. Leider ist Deutschland in Bezug auf das Mindset abgehängt, von den USA und auch den asiatischen Ländern. Es fehlt uns an methodischem Handeln und Denken, Mut zu Risiken und an speziell an Toleranz gegenüber Neuem. Denn nur wenn Technologien, Talent und Toleranz zusammen vorhanden sind, sind Innovationen möglich.
CM: Wie schätzen Sie die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Metropolregion Nürnberg innerhalb der IT-Branche ein? Welche Startups sind Ihre Lieblinge?
Markus Neubauer:
Im Vergleich ist die Metropolregion gut aufgestellt, speziell, da wir eine relativ große IT-Community und eine Reihe von interessanten Startups haben, welche an innovativen Themen arbeiten. Nürnberg hat durch seine Größe schneller eine kritische Masse, als andere Hochburgen in Deutschland. Dies sieht man zum Beispiel an Veranstaltungen wie dem Web Montag, welche mit bis zu 1000 Teilnehmern der Größte in ganz Deutschland ist.
Meine Lieblingsstartups sind Open Kitchen – eine Vermittlungsplattform für Hausmannskost aus der Nachbarschaft sowie Roompad – eine Hospitality Plattform, die Prozesse in Hotels vereinfacht.
CM: “Live what you preach?” –
Welche digitalen Ansätze lebt Silbury selbst?
Markus Neubauer:
Silbury fördert neues Denken und innovatives Handeln. So findet bei uns vierteljährlich das so genannte Silbury Bar Camp statt: Eine Unkonferenz, bei der im ungezwungenen Rahmen über Themen gesprochen wird, die alle Mitarbeiter betreffen, nicht nur das jeweilige Projektteam, wie z.B. Corporate Culture, Zeiterfassungssystem, etc.
Zudem sind unsere Mitarbeiter des Öfteren in Meetings, die nicht wie gewohnt in einem Meetingraum stattfinden, sondern draußen. Der sogenannte “Walk & Talk” regt zum “Andersdenken” an, da die Umgebung eine andere ist und neue Einflüsse auf einen wirken.
Das agile Projektmanagement nach der Scrum-Methode ist bei uns gang und gäbe und wird in allen Projekten angewandt.
CM: Ihre Vision 2025?
Markus Neubauer:
Wir werden 2025 die ersten deutlichen Auswirkungen der Digitalisierung gemerkt haben. Etablierte Jobs in verschiedenen Branchen sind weggefallen. Für diese Personen beginnt eine Zeit der Neuorientierung, welche wir aber in Deutschland, durch unsere sozialen Aspekte deutlich besser meistern werden, als andere Regionen. Wir erleben einen deutlichen Anstieg von Elektrofahrzeugen und autonomen Fahren, welches die ersten, weithin sichtbaren Veränderungen der allgemeinen Infrastruktur nach sich ziehen wird. Erste Personen arbeiten im täglichen Umgang mit intelligenten Maschinen und Robotern, welches ein starkes Umdenken im täglichen Arbeitsalltag nach sich ziehen wird. Über verschiedenen Plattformen werden offene Parallelwelten entstehen, welche auf Basis von Cryptowährungen eine faire Gesellschaft erzeugen und damit den Kapitalismus grundlegend angreifen.
Im privaten Umfeld werden uns nach langer Zeit wieder viele weiterer, alltäglicher Dinge abgenommen, wie der Einkauf von Basislebensmitteln, Teile des Kochens und Reinigung.