Interview mit Legal Tech Startup JUPUS enden!
Jung-Jurist modernisiert die Rechtsbranche: JUPUS-Gründer René Fergen im Gespräch
Eigentlich wollte er Rechtsanwalt werden. Doch nun ist René Fergen (27) Gründer des Legal Tech-Startups JUPUS. Die Idee: Das erste vollautomatische KI-Sekretariat für Juristen anzubieten. Fergen über Zeitfresser und Probleme motivierter Juristen, warum auch Mandanten als Kunden verstanden werden sollten und den analogen Wettbewerb als Chance.
Conplore: Hi René, wolltest Du schon immer gründen?
René Fergen:
Eigentlich wollte ich vor und während des Jura-Studiums nur Anwalt werden – in das Thema Gründung bin ich dann eher zufällig gerutscht durch meine Erfahrungen und die Idee zu JUPUS.
Conplore: Und woher kam diese Idee zu JUPUS?
René Fergen:
Ich habe mich während des Studiums mit dem Thema Legal Tech beschäftigt und Möglichkeiten gesehen, um auch als Anwalt digitale Tools mit großem Mehrwert einzusetzen – sie wurden und werden eben nur noch nicht in der Breite genutzt. Analoge Wettbewerber sah ich als ideale Gelegenheit, um mich selbst als Anwalt in Zukunft mit einem digitalen Ansatz abzuheben und mir einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
Conplore: Legal Tech liegt gerade im Trend in der Startup- und Investoren-Szene. Warum?
René Fergen:
Es gibt mehrere Studien dazu, welche Branchen gerade am meisten von KI transformiert werden:
“In 9 von 10 dieser Studien ist Legal auf Platz 1, beispielsweise in der von Goldman Sachs.“
Das bedeutet: Die Branche steht im größten Wandel der letzten 120 Jahre und wird sich massiv verändern – und diese Veränderungen wollen Unternehmen, wollen wir, mitgestalten.
Conplore: Warum braucht es digitale Tools für die Rechtsberatung jetzt so dringend?
René Fergen:
Weil es schon bald keine Alternative mehr zur nicht-digitalen Arbeitsweise gibt. Bislang wurden nahezu sämtliche nicht-juristischen Aufgaben händisch und insbesondere durch Rechtsanwaltsfachangestellte erledigt. In den letzten 30 Jahren sind die Ausbildungszahlen für diesen Beruf aber um über 70% zurückgegangen, während sich die Zahl der Rechtsanwälte im gleichen Zeitraum fast verdreifacht hat.
Conplore: Was macht die JUPUS-Software besonders?
René Fergen:
Wir haben das Mandatsmanagement vollautomatisiert und bieten den ersten KI-Assistenten für Anwälte. Gerade hier fehlt es der Branche an Fachpersonal, Kapazitäten und digitalen Tools.
“Unsere Software führt die Dokumentation, Aktenanlage und vor allem die Kommunikation einfach, schnell und selbstständig durch.“
Im deutschsprachigen Raum sind wir einer der Haupttreiber der KI-Transformation im Rechtswesen und wollen die Werkzeuge liefern, mit denen Rechtsanwälte als Gewinner aus diesem digitalen Wandel hervorgehen.
Conplore: Wie war das Feedback von B2B-Nutzern, also Kanzleien und Anwälten, bislang?
René Fergen:
JUPUS übernimmt bereits mehr als 200 Anfragen pro Tag in Anwaltskanzleien deutschlandweit. Sie haben uns rückgemeldet, dass sie so monatlich etwa 40-50 Arbeitsstunden einsparen und zweimal mehr Website-Besucher in Anfragen verwandeln. Auch die Entlastung des Personals haben sie sehr positiv bewertet.
Conplore: Warum der Fokus auf das Mandatsmanagement?
René Fergen:
Bevor Mandanten überhaupt von der Kompetenz eines Juristen überzeugt werden können, steht der Erstkontakt und die Frage, wie Mandanten diesen erleben. Fühlen sie sich gut abgeholt, beraten und am richtigen Ort?
“Dieses Erlebnis wollten wir in ein Produkt verwandeln.“
Denn Kanzleien, die das in ihren Prozessen berücksichtigen, haben nach unserer Erfahrung mehr lukrative Fälle, zufriedenere Mandanten, bessere Bewertungen und mehr wirtschaftlichen Erfolg.
Conplore: Du sprichst bei Mandanten auch von der customer experience. Wieso?
René Fergen:
Mandanten sind aus anderen Branchen einen viel moderneren, niedrigschwelligeren Kontakt gewohnt. Wir haben 2022 mit mehr als 100 Anwaltskanzleien gearbeitet und hunderte Privatpersonen zu ihrem Verhalten im Falle eines Rechtsproblems und den Kontakt-Möglichkeiten zu Rechtsanwälten befragt.
Anhand dieser Daten konnten wir erkennen, dass sich die Zusammenarbeit und der angebotene „Service“ zwischen Anwälten und Mandanten in den letzten 20 Jahren kaum verändert hat – in allen anderen Branchen hat in der gleichen Zeit aber ein extremer Wandel stattgefunden.
“Wir sehen auch, dass viele Anwälte darüber mutmaßen, was ihre Mandanten wollen – es aber schlichtweg nicht wissen und meist auch noch nie einen Mandanten danach gefragt haben.“
Eine klassische Kundenbeziehung oder einen Servicegedanken gibt es also oft noch nicht – da wollen wir das Bewusstsein schärfen.
Conplore: Was steht als nächstes an?
René Fergen:
Wir erweitern das Angebot von JUPUS stetig um weitere Features. Mitte 2024 launchen wir den ersten KI-Phonebot speziell für Rechtsanwälte, der Anrufe entgegennimmt, Informationen selbstständig abfragt und anschließend in die digitale Aktenstruktur überführt.
“Damit machen wir die Vollautomatisierung eines weiteren Kommunikationskanals möglich.“
Natürlich sind alle Tools untereinander verzahnt, der Phonebot ergänzt also die JUPUS-Plattform mit KI-Chatbot und die Online-Terminbuchung.
Conplore: René, vielen Dank für das informative Gespräch! Wir wünschen Dir und dem JUPUS-Team weiterhin viel Erfolg!
Titelbild: René Fergen / JUPUS GmbH – Alle Rechte vorbehalten