Freitag, 28.02.2014, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Workshop: Meta-Consulting – ein Geschäftsmodell?
Themenspektrum: Ist Meta-Consulting ein zukünftig notwendiges Geschäftsmodell oder ein Rückschritt ins Unendliche?
Referentin: Bettina Sciurba-Behle (GS Consult GmbH)
Die Workshopleitung oblag den MMC-Studenten Gerriet Blaßczyk und Amely Kniouan.
Foto: © Conplore. Bettina Sciurba-Behle, Geschäftsführerin GS Consult (in grün), MMC-Studentin Amely Kniouan (links)
Gerriet Blaßczyk begrüßt die Referentin und die Teilnehmer und weist in seinen einleitenden Worten darauf hin, dass Beratungsleistungen mit einer Verhaltensunsicherheit seitens der Beratungskunden verbunden seien und leitet so auf eine mögliche Bedeutung von Metaberatern bei der Beraterauswahl hin. Referentin Bettina Sciurba-Behle, Geschäftsführerin der GS Consult GmbH, einer Personalberatungsfirma, die sowohl Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmervertreter berät, teilt zunächst ihr differenziertes Begriffsverständnis von Metaberatung mit den Teilnehmern und leitet die Diskussion mit 2 Diskussionsthesen ein:
These 1: Metaberatung als Metaperspektive ist gut (als Blick aus dem Hubschrauber / als Big Picture / als Knowhow-und Kommunikations-Knotenpunkt)
These 2: Metaberatung im Sinne externer Hilfe bei der Beraterauswahl: hier ist es besser, intern Knowhow für die Beraterauswahl aufzubauen
„Was ist ein Metaberater?“
„Was ist das Add-on von Metaberatung?“
Die zwei Thesen beruhen – wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmern schnell bemerken – auf 2 oder sogar 3 unterschiedlichen Begriffsverständnissen. Schnell wird deutlich, dass zwischen externen und internen Metaberatern unterschieden werden muss. Zu den externen Metaberatern zählen Unternehmen wie Cardea, die Kundebetriebe insbesondere bei der Beraterauswahl unterstützen. Interne Metaberater sind Mitarbeiter, die bei der Auswahl, Organisation und Kontrolle interner Spezialisten oder externer Experten unterstützen. Auf einen Beratungsbetrieb selbst angewandt hieße dies, dass etwa der Partner als Metaberater für seinen externen Beratungskunden agiert, in dem er schaut, welche Berater das Kundenproblem am besten lösen können. Etwas abstrakter ist die Metaberatungs-Definition mit Bezug zu These 1, die beinhaltet, bei der Betrachtung des Beratungsproblems als Berater auf die Metaebene zu wechseln und ein Detailproblem in den Kontext des Gesamtsystems und seiner Umwelten zu setzen. Diese Methode, merkt ein Teilnehmer an, stamme aus dem Coaching und sei wenig neu. Mutmaßlich aufgrund dieser Vielseitigkeit und teilweisen Uneindeutigkeit des Metaconsulting-Begriffs bemerkt ein Teilnehmer:
„Ich würde nie auf meiner Visitenkarte ‘Metaberater‘ stehen haben wollen.“ (Ein Teilnehmer)
Angeregt wird diskutiert, in welchen Fällen Metaberater eine Rolle spielen können und wie neutral sie wirklich sind. Subjektivität, persönliche Netzwerke, Macht und Interessenslagen der Auftraggeber sind hier weitere Diskussionspunkte und Einflussfaktoren, welche die Beraterwahl determinierten.
“Kein Mensch ist auch nur eine Sekunde objektiv… ganzheitlich geht auch nicht.” (Prof. Dr. Reinhard Pfriem)
Auch steht die Frage im Raum: „Ein Metaberater ist auch ein Berater – wie den richtigen Metaberater auswählen?“ Intern sollten interne Berater durch Personaler ausgewählt werden, findet ein Teilnehmer. Es wird ergänzend darauf hingewiesen, dass die Auswahl von Beratern oft auch über die Gewerkschaften und Betriebsräte erfolge.
„Die Steuerungsgruppe heißt heute Unternehmensberatung“
(Bettina Sciurba-Behle)
Gerald Schwetje, der Geschäftsführer der Hamburger Beratungskontor GmbH & Co. KG ist und zuvor Seniorberater der IBM Unternehmensberatung und Partner bei Deloitte Consulting war, unterstreicht die Bedeutung der Fähigkeit, das eigene Beratungsunternehmen in Summe zu sehen und zu verstehen – also die eigenen Ressourcen zu kennen. Er selbst habe in seiner Funktion als Partner bei Deloitte große Kundenbetriebe de facto auf Metaebene beraten, in dem er nach Klärung des Kundenproblems intern geprüft hätte, welche Berater zu diesem Problem passen würden.
„Interne Beratung hat ihre Grenzen…”
(Ein Teilnehmer)
Ein Inhouseberater der Daimler AG weist darauf hin, dass interne Beratung nur begrenzt einsetzbar ist. Der Blick über den Tellerrand sei begrenzt, Subjektivität und Selbstbetroffenheit können eine Rolle spielen. Eine gesunde Mischung aus Inhouseberatern und externen Beratern sei erforderlich.
Mit Bezug zu persönlichen Vermittlungen und Netzwerken meint ein weiterer Teilnehmer: „Metaconsulter sind wir alle…es ist kein neuer Ansatz“. Prof. Dr. Reinhard Pfriem antwortet, dass Metaberatung die Fähigkeit sei, die zweite Ebene, die Reflexionsebene, einzubeziehen – das könnten nicht alle Berater. Ein anderer Teilnehmer erläutert, dass der Wechsel auf die Metaebene ein klassischer Ansatz aus dem Coaching sei, der auch im St. Gallener Beratungsansatz genutzt werde – sprich erst ein Blick auf das „Big Picture“, dann die Detailarbeit.
Ein Teilnehmer wirft ein, Metaconsulting sei keine Dienstleistung. Ein Metaberater bemüht sich um Aufklärung: man müsse Bereiche differenzieren, in denen ein Knowhow-Aufkauf Sinn macht.
Conplore-Fazit
Meta-Consulting ist ein kontrovers diskutierter, schillernder Begriff, bei dem alle Beteiligten zunächst klären sollten, was sie mit Metaberatung eigentlich meinen. Es gibt verschiedene institutionelle, personen- oder methodenbezogene Begriffsverständnisse. Externe Metaberater stehen vor der Herausforderung, ihre Glaubwürdigkeit, Unabhängigkeit und Kompetenz unter Beweis zu stellen. Bei Beratungsaufgaben, die regelmäßig stattfinden, für die es harte Benchmarks und Kennzahlen – also gute Vergleichsmöglichkeiten – gibt, und Projekte in preissensitiven Bereichen (wie IT-Projekten) ist die Einschaltung von Metaberatern (internen oder externen) sinnvoller, als bei sehr individuellen Projekten, in denen weiche Kriterien überwiegen. Im Sinne einer Klientenprofessionalisierung kann Metaberatung durchaus helfen.
Quellen:
Veranstaltungsprogramm & Programmbrochüre 5. Beratersymposium der Universität Oldenburg und Hochschule Emden-Leer, 2014