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Ein New Work-Dialog mit Lysan Drabon (PMI) über Womenomics und Diversifizierung – Wie kann die Transformation von Arbeit als Stressfaktor hin zur Möglichkeit der Potentialentfaltung gelingen?

New Work-Interview über Womenomics und Diversifizierung im Projektmanagement empfehlen!

Beitrag von:

Lysan Drabon

Ein New Work-Dialog mit Lysan Drabon (PMI) über Womenomics und Diversifizierung – Wie kann die Transformation von Arbeit als Stressfaktor hin zur Möglichkeit der Potentialentfaltung gelingen?

Conplore: Liebe Frau Drabon, herzlich willkommen. Erzählen Sie uns zu Beginn doch bitte kurz, wer Sie sind und woran Sie aktuell schwerpunktmäßig arbeiten.

Lysan Drabon:

Herzlichen Dank – ich freu mich auf unseren Austausch! Mein Name ist Lysan Drabon, 39 – und beruflich befasse ich mich momentan im Project Management Institute schwerpunktmäßig mit der Evaluierung und Optimierung bestehender als auch entstehender interner und externer Prozesse. Als eine schnell wachsende und stark regional expandierende Organisation bedarf es hier einer ständigen Weiterentwicklung, die ich mit meiner über 10jährigen Beschäftigung beim Project Management Institute (PMI) mit einiger Erfahrung, aber vor allem mit Leidenschaft für unsere Stakeholder, unheimlich gern gestalte.

 

Conplore: Was sind wichtige New Work-Themen, die heute bereits in die Bereiche Projektmanagement (PM) und Projektmanagementausbildung einfließen?

Lysan Drabon:

Hier geht es um ein vielfältiges Skill-Set, das weit über die operative Planung, Durchführung, Steuerung und Realisierung von Projekten hinausgeht – im Idealfall. Unsere Arbeitswelt verändert sich aktuell stark – es gilt für Individuen und Organisationen nicht nur, sich der digitalen Transformation anzupassen, in deren Folge immer schneller und flexibler agiert werden muss, sondern auch das Zwischenmenschliche darf dabei nicht außer Acht gelassen werden.

Wie geht es dem Gegenüber? Fühlt sich der Kollege mit der ihm zugeteilten Aufgabe wohl? Emotionale Intelligenz und empathische Führung werden dabei zu wichtigen sogenannten Power Skills.

„Ein wichtiger Aspekt ist es, den Stellenwert der MitarbeiterInnen hervorzuheben und eine gute Feedbackkultur in einer Organisation zu etablieren.“

Das Herzstück eines Unternehmens sind die MitarbeiterInnen und Talente mit all ihren vielfältigen Kompetenzen und Stärken. Dieses Potential zu erkennen und zu nutzen ist noch nicht für alle Organisationen selbstverständlich.

COVID-19 hat zusätzliche Herausforderungen mit sich gebracht und die Belastung von MitarbeiterInnen nochmals erhöht. Eine aktuelle Studie von PMI zeigt zwar, dass nur jede/r vierte Befragte mit der eigenen Work-Life-Balance nicht zufrieden ist, aber vor allem Frauen mit Herausforderungen der Pandemie, wie Mehrarbeit, zu kämpfen hatten und ein Drittel das Gefühl hatten, nicht genug Unterstützung zu bekommen.

Das heißt übersetzt, dass Projektmanagement holistisch ausgerichtet sein sollte und sowohl das Projekt, den Markt aber eben auch die einzelnen Menschen im Blick haben sollte.

 

Conplore: Als BWL-Student besuchte ich 2007 einen größeren, deutschen Projektmanagementkongress. Damals war die Anzahl an Teilnehmerinnen und Referentinnen erschreckend gering. Wie stark sind Frauen mittlerweile im Projektmanagement vertreten?

Lysan Drabon:

Das ist pauschal schwer zu beantworten, da der Frauenanteil auch nach Branchen stark variiert. Was ich sagen kann ist, dass der Job grundsätzlich – durch die relative Flexibilität, die oftmals gute Bezahlung – für viele Frauen durchaus attraktiv ist. In den letzten Jahren hat hier eine positive Entwicklung stattgefunden, allerdings zeigen sich noch immer deutliche Geschlechterunterschiede – je verantwortungsvoller die Position, desto größere der Unterschied.

„Noch mehr Frauen im Projektmanagement wären wünschenswert, denn sie bringen ihr eigenes Know-How mit.“

So lässt sich immer wieder feststellen, dass es in Branchen mit einem geringeren Frauenanteil oftmals beispielsweise an Empathie fehlt – eine Eigenschaft die Frauen zeitweise eher zugeschrieben wird. Genau diese Fähigkeiten werden in einer projektbasierten Arbeitswelt immer mehr benötigt, um Erfolg zu haben, herausfordernde Projekte zu managen und die Bedürfnisse von Kunden und Stakeholdern zu verstehen.

Daher sollten Organisationen und Branchen Bemühungen anstellen, Talente anzuwerben und zu fördern, die bisher vielleicht noch unterrepräsentiert sind oder noch nicht gleichermaßen berücksichtigt wurden.

 

Conplore: An welchen Stellen verorten Sie die größten Barrieren und Chancen für Womenomics im PM?

Lysan Drabon:

Durch das Wachstum von Branchen und Aufgabenbereichen mit nur geringer Frauenbeteiligung, können sich wirtschaftliche Ungleichheit zwischen Frauen und Männern noch weiter verstärken. Viele Branchen sehen aber gleichzeitig vor der Herausforderung, neue Talente zu gewinnen und kompetente MitarbeiterInnen mit den erforderlichen Fähigkeiten zu finden.

„Durch das Wachstum von Branchen und Aufgabenbereichen mit nur geringer Frauenbeteiligung, können sich wirtschaftliche Ungleichheit zwischen Frauen und Männern noch weiter verstärken.“

Frauen mit Projektmanagementfähigkeiten, aber auch technischem Know-How und Führungsqualitäten sollten daher ihre Möglichkeit nutzen und Chancen ergreifen, erfolgreich in diesen Branchen Fuß zu fassen. Und wer diese Fähigkeiten noch nicht hat, kann diese erwerben: Die kontinuierliche Weiterbildung und Kompetenzerweiterung im Projektmanagementbereich wirkt sich auch auf das Gehalt aus: Laut der Umfrage „Earning Power: Project Management Salary Survey“ erhalten diejenigen, die eine Project Management Professional (PMP) Zertifizierung erhalten haben ein höheres Durchschnittsgehalt.

 

Conplore: Wie ist Leadership heute neu zu definieren, damit die Arbeit im Projektmanagement weiterhin attraktiv bleibt und diverser wird?

Lysan Drabon:

Die veränderte Arbeitssituation, die Unplanbarkeit und die gestiegene Arbeitsbelastung durch Umstrukturierungen oder Kündigungen hat den deutschen ArbeitnehmerInnen viel Energie geraubt. Gerade das Thema Führung oder Leadership ist leider in der Pandemie eher zu kurz gekommen. Dabei ist es heute wichtiger denn je, sich wieder auf das Gewinnen und Halten von MitarbeiterInnen zu fokussieren, wenn Unternehmen langfristig erfolgreich sein wollen.

Die Bedeutung einer empathischen Führungskompetenz wird dabei besonders bei Frauen deutlich. So geben 29 % der Frauen in Deutschland an, dass ihnen eine empathische Führung am Arbeitsplatz besonders wichtig ist (gegenüber 18 % der Männer).

„Aus diesem Grund werden die Fähigkeiten, die PMI als sogenannte Power Skills bezeichnet, im Arbeitsalltag immer wichtiger – dies beinhaltet Einfühlungsvermögen, Empathie und emotionale Intelligenz.“

Die Fähigkeit, die Erfahrungen anderer wahrzunehmen, nachzuempfinden und sich darauf zu beziehen, steht im Mittelpunkt der empathischen Führung. Unabhängig vom Thema müssen wir diese empathische Perspektive in alles einbringen, was wir tun – und nicht nur im Zusammenhang mit COVID-19. Während die Pandemie uns vielleicht die Augen für die Bedeutung einer empathischen Führung geöffnet hat, ist es eine Fähigkeit, die wir alle lange nach der Verabreichung des letzten Impfstoffs üben müssen.

 

Conplore: Unter welchen Bedingungen kann die Transformation von Arbeit als Stressfaktor hin zur Möglichkeit der Potentialentfaltung gelingen?

Lysan Drabon:

In einer projektbasierten Arbeitswelt sollte immer auch der Mensch selbst und die aktuellen Prioritäten von ArbeitnehmerInnen nicht außer Acht gelassen werden. Eine aktuelle Studie von PMI hat deutsche ArbeitnehmerInnen gefragt, was ihnen helfen würde, sich am Arbeitsplatz motiviert und engagiert zu fühlen. Dabei waren die häufigsten Antworten die Möglichkeit, sich weiterzubilden und neue Fähigkeiten zu erlernen (40 %), eine bessere Strukturierung des Arbeitstages (31 %), mehr Autonomie beim Treffen von Entscheidungen (30 %) und die Möglichkeit, sich ehrenamtlich sowie sozial zu engagieren (14 %).

„Für Unternehmen ist daher wichtig, eine Kultur des ständigen Lernens zu schaffen.“

Wir sehen auch, dass laut der Umfrage „Make Reality Global Survey 2020“ ganze 81% der sogenannten Changemaker – also Menschen, die Veränderungen anstreben – gerne bereit sind, neue Fähigkeiten zu erlernen, um ihre Projekte zu verwirklichen. Dabei besteht der Wunsch zur Veränderung und etwas zu bewirken, und zwar in allen Bereichen, in denen sich etwas verändern lässt. Projektmanagement sollte dabei also auch immer das Ziel haben, den Menschen die Hilfsmittel – und ein bisschen Inspiration – bereitzustellen, damit sie die ersten Schritte machen können.

 

Conplore: Was braucht es in Ihren Augen, damit mehr Frauen nicht nur ins Projektmanagement gehen – sondern auch in der Führung stärker vertreten sind?

Lysan Drabon:

Auf der einen Seite natürlich Role Models, Vorreiterinnen die sichtbar sind und die andere inspirieren, aber auch ermutigen selbst was zu wagen.
Es sollte keine heldenhafte Ausnahme sein, dass Frauen in Führungspositionen sind, sondern die Regel, da es ein Spiegel unserer Gesellschaft ist. Damit wir dahin kommen ist es immer wichtig ein Netzwerk zu haben – sich austauschen können und einen Raum haben, um Fragen zu stellen und sich weiterzuentwickeln.

„Außerdem ist es wichtig, dass allgemein anerkannt wird, dass Frauen vielleicht anders führen aber nicht schlechter …“

Außerdem ist es wichtig, dass allgemein anerkannt wird, dass Frauen vielleicht anders führen aber nicht schlechter – Firmen, Teams und Projekte profitieren von dieser Vielfalt, da man sich dann besser ergänzt. Insgesamt wird es dann einfach ein ganzheitlicherer Ansatz bei dem mehr Menschen abgeholt und mitgenommen werden.

 

Conplore: Die Corona-Pandemie hat schlagartig den Arbeitsalltag vieler Menschen verändert – haben/hatten ProjektmanagerInnen hier einen Vorteil?

Lysan Drabon:

Der Wechsel von Präsenz zu Remote-Arbeit hat viele Unternehmen, Teams und somit Projekte gefordert und auch erstmal vor Herausforderungen gestellt – allerdings hat sich auch gezeigt, dass in vielen bereits ein heimlicher Projektmanager oder eine Projektmanagerin steckt.

„Wir alle mussten Prozesse neu denken, aufsetzen und auch umsetzen; zeitgleich jonglierten viele – oft Frauen – damit, auch gleichzeitig die Kinderbetreuung oder den Haushalt unter einen Hut zu bringen.“

Vielen ist nicht klar, dass dabei bereits einige essenzielle Fähigkeiten aus dem Projektmanagement zum Tragen kommen.

 

Conplore: Wenn in uns allen schon ein ProjektmangerIn steckt – braucht es diesen dann überhaupt noch?

Lysan Drabon:

Ja auf jeden Fall – es gibt natürlich Umgebungen, da braucht es genau solche Personen, die diesen Titel auch innehaben – qua des Aufgabenfeldes. Allerdings werden Projektmanagementfähigkeiten auch über diese klassischen Branchen hinaus immer mehr geschätzt und tatsächlich hat PMI unter anderem in seinem Talent Gap Report gezeigt, dass der Bedarf an Personen, die diese Fähigkeiten benötigen immer stärker steigt. Unsere Arbeitswelt ist immer komplexer und vernetzter geworden, daher braucht es auch Teams, in denen nicht alle einfach in Silos arbeiten, sondern cross-skilled sind.

 

Conplore: Das klingt, als würde ArbeitnehmerInnen in der Zukunft viel abverlangt?

Lysan Drabon:

Natürlich bedeutet das erstmal, dass etwas Neues dazu kommt, gleichzeitig ist das aber auch eine große Chance. Denn auf der einen Seite ist damit jede/r besser gerüstet für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt – in der wir bereits stecken – und gleichzeitig zeigen Umfragen immer wieder, dass die Themen Weiterbildung und Weiterentwicklung zentral sind für die Mitarbeiterzufriedenheit.

„… gleichzeitig zeigen Umfragen immer wieder, dass die Themen Weiterbildung und Weiterentwicklung zentral sind für die Mitarbeiterzufriedenheit.“

Und ich persönlich finde auch, dass mit einem großen Repertoire auch mehr Abwechslung in den Arbeitsalltag einzieht.

 

Conplore: Liebe Frau Drabon, wir danken Ihnen für die interessanten Einblicke in das aktuelle und zukünftige Projektmanagementgeschehen und wünschen Ihnen für die Umsetzung viel Erfolg!

Titelbild: mwitt1337 (pixabay.com)

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