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Wie wird die Schule der Zukunft aussehen? – eine Einschätzung von astradirect-Geschäftsführer Frank Walter
Im Zuge der Corona-Pandemie hat das Thema Digitalisierung im Schulwesen deutlich an Fahrt aufgenommen. Galt die Arbeit mit Kollaborationstools und Video-Meeting-Software lange Zeit als Verlegenheitslösung und notwendiges Übel, so hat sie mittlerweile doch einen festen Platz im Alltag vieler Schüler und Lehrer eingenommen. Abgeschlossen ist die von vielen Experten geforderte Modernisierung des Schulwesens und die Umsetzung des Projekts Schule 4.0 aber noch lange nicht.
Vielerorts fehlt es an Konzepten, Präsenz- und Online-Formate nahtlos miteinander zu verbinden und in eine ganzheitliche kongruente Infrastruktur einzubinden. Wo die größten Herausforderungen bestehen, erklärt astradirect-Geschäftsführer Frank Walter in diesem Beitrag.
Hybride Ansätze – Frank Walter von astradirect über neue Schulkonzepte
Die Notwendigkeit neuer digitaler Ansätze wird schon bei einem kurzen Blick auf die Bildungssituation in ländlichen Regionen offenbar. Hier ist infolge der zunehmenden Landflucht damit zu rechnen, dass Zielgrößen für Klassen immer seltener erreicht werden und dass nicht genug Geld für die erforderliche Ausstattung mit Lehrmitteln zur Verfügung steht. Gleichzeitig zeigt sich in Ballungszentren das gegenteilige Phänomen, wo in den kommenden Jahren viele ältere Lehrkräfte pensioniert werden und kaum noch eine individuelle Betreuung möglich ist.
“In einer solchen Situation könnten Hybrid-Ansätze künftig zu einer gangbaren Lösung werden, etwa dann, wenn eine Schülerin aus einem kleinen Dorf in Niedersachsen einen Physik-Schwerpunkt wählen will, für den sich in ihrer Schule aber nicht genügend Schüler interessieren.“
Dann könnte man beispielsweise Unterrichtseinheiten online mit Schülern aus anderen Regionen bündeln und so Personalengpässe und ungleiche Schülerverteilungen ausgleichen.
Und auch innerhalb von Schulen ergeben sich durch hybride Ansätze neue Möglichkeiten. So können Unterrichtseinheiten zum Beispiel bei gleichbleibender Klassengröße individueller gestaltet werden. Dann wird der Unterricht zum Beispiel so gestaltet, dass immer nur ein Teil der Schüler vor Ort ist und der andere online an der Unterrichtseinheit teilnimmt. So kann man einerseits neue Routinen etablieren, aber auch individuelle Faktoren wie die Entfernung der Kinder zur Schule oder den Schichtdienst der Eltern berücksichtigen. Ebenso lassen sich so deutlich leichter Lerngruppen bilden.
Länder und Kommunen müssen mehr Freiheiten bekommen
Vielerorts beschränkt sich das Thema Digitalisierung in Schulen noch auf unzureichend verknüpftes Stückwerk. Daraus erwächst die Notwendigkeit eines übergreifenden Konzepts, das einen Rahmen für sämtliche Bildungseinrichtungen spannt. Gleichzeitig muss das Konzept flexibel anpassbar sein. Schließlich gelten in integrativen Grundschulen andere Vorgaben als in Berufsoberschulen.
“Eine der wesentlichen Voraussetzungen hierfür ist zunächst einmal eine ausreichend starke Internetverbindung, die auch in ländlichen Regionen zur Verfügung steht.“
Schließlich nützen die besten Remote-Schooling-Konzepte nichts, wenn sich die Schüler aufgrund einer geringen Bandbreite nicht in Online-Kurse einwählen können. Hier ist die Politik gefragt, einen umfassenden Digitalpakt voranzubringen, der unabhängig von vorhandener Infrastruktur schnelles Internet (4G, 5G, Glasfaser, DSL, Kabel) sicherstellt.
Ebenso muss gewährleistet sein, dass die richtigen Zugangsgeräte zur Verfügung stehen. Auch Schüler einkommensschwächerer Familien müssen Zugang zu einem Computer mit Kamera und Internetzugang haben. Bislang gibt es hierbei allerdings noch Probleme; nicht nur bei den Mitteln, sondern vor allem bei den Genehmigungs- und Beschaffungsprozessen. Hier wird perspektivisch ein einheitlicher Ansatz erforderlich werden, der auf der einen Seite Skalierungspotenziale bei der Beschaffung entfaltet, andererseits aber auch die Wartung schulübergreifend möglichst schnell, einfach und kostengünstig gestaltet.
Anpassung der schulischen Infrastruktur erforderlich
Will man neue Schulmodelle etablieren, die kleinere Gruppen und eine größere Flexibilität hinsichtlich An- und Abwesenheit ermöglichen, müssen die bestehenden Gebäude und Räumlichkeiten entsprechend angepasst werden. So werden voraussichtlich perspektivisch weniger große Räume, dafür aber mehr kleine mit digitalen Arbeitsplätzen nötig werden. Hier bieten sich flexible Nutzungskonzepte an, die nur temporär von Kleingruppen in Anspruch genommen werden und darüber hinaus anderweitig zum Einsatz kommen.
“Darüber hinaus vollzieht sich die Digitalisierung auch in vielen anderen Bereichen. So spielen etwa moderne Schließfachkonzepte eine immer wichtigere Rolle.“
Sie müssen zum Beispiel einerseits elektronische Geräte wie Laptops und Tablets sicher aufbewahren, andererseits aber auch Lademöglichkeiten bereitstellen, damit sie für die nächste Unterrichtsstunde wieder zur Verfügung stehen.
Schüler, Lehrer und Eltern auf die neue Entwicklung vorbereiten
Bei der Entwicklung und Umsetzung neuer Digitalisierungskonzepte kommt es nicht nur auf den Einsatz der richtigen Technik und ihre sinnvolle Integration in bestehende Strukturen an.
“Nicht weniger wichtiger ist es darüber hinaus, Kinder, Lehrer und Eltern Schritt für Schritt an eine neue Art der Schule heranzuführen.“
Hierbei wird es vor allem darauf ankommen, Eigeninitiative und kreatives Denken zu fördern und Vorbehalte gegenüber neuen Technologien abzubauen.
Das betrifft vor allem Lehrer, die oftmals Pfade verlassen müssen, die sie bereits seit Jahren und Jahrzehnten gehen. Verbreitete Reaktionen sind hier oftmals Überforderung und Abwehr. Hier wird wie in Unternehmen ein langfristiges Change-Management nötig sein, das die Vorteile neuer Ansätze klar kommuniziert und Vorbehalte und Ängste systematisch ausräumt.
Titelbild: ©Gorodenkoff/Adobe Stock