CM: Prof. Wübbenhorst, ein “Wirtschaftswunder 3.0″ –
wie kann es aussehen und worauf kommt es aus Ihrer Sicht besonders an?
Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst:
Es wäre an der Zeit, sich auf das Ideal von Ludwig Erhard zurückzubesinnen: Eine Gesellschaft der selbstbewussten Unternehmer, Arbeitnehmer und Konsumenten, die in die Lage versetzt werden, sich durch Eigentums- und Vermögensbildung von der Gängelung durch den Staat zu verabschieden. Auch für ein mögliches Wirtschaftswunder 3.0 gilt Erhards Wort: Nichts ist unsozialer als der sogenannte Wohlfahrtsstaat, der die menschliche Verantwortung erschlaffen und die individuelle Leistung absinken lässt. Unsere politisch Veranwortlichen sollten dies stärker beherzigen.
CM: Wie wird das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Markt behandelt?
Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst:
Die Erhaltung der Lebensgrundlagen für kommende Generationen durch ein nachhaltiges Wirtschaften ist in der Metropolregion Nürnberg als übergeordnetes Ziel formuliert, an dem sich unser Handeln orientiert. Wenn wir in der Metropolregion die Familienfreundlichkeit fördern, junge Leute bei der Berufsbildung unterstützen oder Unternehmen beim zukunftsfähigen Personalmanagement helfen, zahlt das aufs Prinzip Nachhaltigkeit ein. Die Unternehmen der Region nehmen durch den Förderverein “Wirtschaft für die Metropolregion Nürnberg” hier ihre Verantwortung für die Zukunft der Region wahr.
CM: Wohin geht die Reise in Ihrer Institution?
Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst:
Die Metropolregion Nürnberg (EMN) wird in den nächsten Jahren die Anziehungskraft der Region stärken, um im internationalen Wettbewerb um Fachkräfte und Investitionen bestehen zu können. Dazu haben wir fünf strategische Ziele formuliert, die unser Handeln bestimmen: 1. Polyzentralität – entgegen dem Trend zu Mega-Cities bilden die Städte und Landkreise der EMN ein Netz mit starken Knoten. 2. Wir entwickeln eine beispielhafte Willkommenskultur. 3. Wir werden eine der fünf familienfreundlichsten Metropolregionen Europas. 4. Wir stärken unsere Kompetenzfelder – Branchen, in denen wir heute schon stark sind und die Zukunftspotenzial haben. 5. Wir entwickeln die Infrastruktur für Güter, Menschen und Informationen nachhaltig. Das Engagement der Wirtschaft über den oben genannten Förderverein vergrößert die Spielräume dabei erheblich.
CM: Prof. Wübbenhorst, vielen Dank für Ihre Zeit und die gewonnenen Einblicke.
Wir wünschen Ihren Studenten, Klienten und Ihnen alles Gute und nachhaltigen Erfolg!
Zur Person
Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst (geb. 1956) ist Wirtschaftsvorsitzender der Europäischen Metropolregion Nürnberg und Vorstandsvorsitzender des Fördervereins “Wirtschaft für die Europäische Metropolregion Nürnberg” sowie geschäftsführender Gesellschafter der WB Consult GmbH. Nach dem Studium an der Gesamthochschule Essen erwarb er an der TH Darmstadt den akademischen Grad Dr. rer. pol. Von 1984 bis 1991 war er bei der Bertelsmann AG in Gütersloh tätig, danach war er ein Jahr Mitglied des Vorstandes der KBA-Planeta AG in Radebeul bei Dresden. In den Jahren 1992 bis 1997 war Prof. Wübbenhorst Mitglied und danach Sprecher des Vorstandes der GfK AG in Nürnberg. Von 1999 bis 2011 war er Vorstandsvorsitzender der GfK SE (bis 2009 GfK AG). Im Jahr 2005 wurde er zum Honorarprofessor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ernannt. 2007 wurde er mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Zur Institution:
23 Landkreise und 11 kreisfreie Städte arbeiten partnerschaftlich mit der Wirtschaft zusammen und ergeben so die Metropolregion Nürnberg. Über 120 Unternehmen engagieren sich im Förderverein Wirtschaft für die Europäische Metropolregion Nürnberg. Das gemeinsame Ziel ist es, die Stärken der Region – Kreativität, Internationalität und Lebensqualität – weiter auszubauen und für alle Menschen sichtbar und erlebbar zu machen. Über 400 Experten arbeiten aktiv in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Marketing, Verkehr, Kultur, Sport und Tourismus zusammen. In den aktiven Netzwerken stehen Ansprechpartner für Investoren zur Verfügung. Zur Metropolregion Nürnberg gehören sieben Kompetenzfelder, darunter der deutsche Medizintechnik-Spitzencluster “Medical Valley”. Leitsatz der Metropolregion Nürnberg ist: “Wir wollen die bevorzugte Heimatregion für talentierte und engagierte Menschen aus aller Welt sein. Gemeinsam schaffen wir die Heimat für Kreative.”