A n z e i g e n

„Wirtschaftswunder 3.0″ – wie kann es aussehen und worauf kommt es aus Ihrer Sicht besonders an? – 3 Fragen an: Michael Höchsmann

Beitrag von: Michael Höchsmann

Unternehmen: TRADEMUS

CM: Herr Höchsmann, ein “Wirtschaftswunder 3.0″ –

wie kann es aussehen und worauf kommt es aus Ihrer Sicht besonders an?

Michael Höchsmann:
Ich bin nicht gerade der Experte für die digitale Transformation, aber ein zentrales Meta-Thema scheint mir in diesem Zusammenhang besonders wichtig zu sein, nämlich die Frage: Wie gehen wir in der globalen digitalen Welt mit der “Öffnung der Grenzen” und dem so lange geübten “Freund-Feind-Denken” um?

Das Kunstwort “Coopetition” als Synthese aus “Competition” und “Co-operation” verdeutlicht diese Fragestellung. Können Unternehmen mit der Vernetzung in Cloud-Lösungen ihr Herrschaftswissen, ihren Know how-Vorsprung, ihre Lizenzeinnahmen und Gewinnhebel noch exklusiv sichern, das heißt: abschotten?

Ich denke, es wird mehr und mehr zu einem “Sowohl-als-auch” kommen, wie es ja der Begriff “Coopetition” zum Ausdruck bringt. Auch im Multi-Channel-Vertrieb zeigt sich diese Offenheit nach allen Seiten. Der Handel erlebt die Folgen besonders stark und auch die Banken brauchen neue Lösungen in der Share Economy.

Grenzenlose Offenheit kann aber auch zur Beliebigkeit werden, und dann stellt sich die Frage nach der Kontinuität und Verlässlichkeit von Beziehungen. Gerade hier haben inhabergeführte Familienunternehmen ihre Stärken und die werden im Wettbewerb um die Talente zunehmende Bedeutung bekommen.

Allerdings sind die wenigsten Familienunternehmen in den digitalen Brutstätten und Metropolen angesiedelt, sondern oft in eher kleinstädtischen Regionen. Diese ohnehin strukturschwachen Gebiete werden durch die zunehmende Stadtflucht weiter geschwächt, und der demografische Wandel kommt nochmals erschwerend hinzu.

Deshalb stellt sich die Schlüsselfrage: Wie kann das Wirtschaftswunder 3.0 auch für die vielen Mittelständler auf dem flachen Land Wunder wirken, so dass ausreichende Attraktivität bei qualifizierten Fachkräften und jungen Familien erzeugt wird?

Hier muss noch viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit geleistet werden, in erster Linie von den Unternehmen selbst, aber auch von den Kommunen und Medien.

Bei aller Virtualisierung braucht jeder Mensch eine berufliche Heimat, und die ist nicht im Netz, sondern an einem bestimmten Ort, an dem er sich zu Hause fühlt, ein realer Lebensmittelpunkt für den persönlichen kollegialen Austausch.

CM: Wie wird das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Markt behandelt?

Michael Höchsmann:
Mehr-Generationen-Familienunternehmen sind ein Symbol für nachhaltiges Wirtschaften. 90% der Unternehmer wünschen sich, dass ihr Unternehmen in der Familie weitergegeben werden kann. Dieses Kontinuitätsideal erreichen aber nur die Hälfte. Weniger als 10% der Familienunternehmen kommen über die dritte Generation hinaus.

Das liegt auch an der fehlenden Nachfolgebereitschaft innerhalb der Familie. In einer großen Querschnittsstudie kam heraus, dass die Hälfte der Unternehmerkinder lieber in einer Festanstellung arbeiten will, und wenn schon Unternehmer, dann lieber sein eigenes Ding in der digitalen Welt machen als die Schraubenfabrik des Vaters weiterführen.

Deutschland ist aber deshalb so schnell aus der Krise herausgekommen, weil es so viele flexible mittelständische Unternehmen hat und weil es dort so viele Arbeitsplätze in der produzierenden Realwirtschaft gibt und nicht nur in der Finanz- und Internetwelt.

“German Mittelstand” ist der weltweite Begriff für das deutsche Erfolgsmodell aus vielen tausend Familienunternehmen. Die Anpassungs- und Überlebensfähigkeit dieses “Ameisen-Staats” zeigt sich nun auch in der 3.0-Welt, indem zum Beispiel regionale Netzwerke neue Zuliefer- und Distributionsbeziehungen schaffen.

Für solche pragmatischen Lösungen braucht der Mittelstand keine Gutachten und Abstimmungskämpfe in der Matrix, er macht es einfach. “Man kennt sich, man hilft sich”, sagt man in Köln. Damit wird nicht nur der soziale Klebstoff im “Kölschen Klüngel” beschrieben, es verdeutlicht auch, dass persönliche Beziehungen durch nichts zu ersetzen sind, schon gar nicht durch eine anonyme Internet-Plattform.

Wer auf dem Ludwig Erhard Symposium Franz Ehrnsperger von der Neumarkter Lammsbräu erlebt hat oder den Gründer der tegut-Lebensmittelmärkte Wolfgang Gutberlet oder Götz Rehn von Alnatura kennt, der weiß, dass hier im Mittelstand echte Überzeugungstäter am Werk sind, die Nachhaltigkeit vorleben und nicht nur als Business-Modell benutzen.

CM: Wohin geht die Reise in Ihrer Institution?

Michael Höchsmann:
Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den industriellen Mittelstand, das heißt international wachsende Familienunternehmen mit zumeist mehreren hundert Mitarbeitern bei der Zukunftssicherung und Fortführung zu unterstützen. Dabei konzentrieren wir uns auf die personenbezogenen Fragestellungen, also auf die Themen Führungsnachfolge und systematische Personalentwicklung.

Angesichts des demografischen Wandels, der immer noch unterschätzt wird, muss die Thematik “Gewinnung und Bindung von Schlüsselpersonal” uneingeschränkt zur Chefsache gemacht werden. Nachhaltige Lösungen erfordern ein ganzheitliches Konzept, und das nicht nur in der Theorie, sondern durch kontinuierliches Dranbleiben und tägliche Umsetzung.

Manche Unternehmen haben “den Schuss” offenbar noch nicht gehört, oder wollen die Konsequenzen noch nicht wahrhaben. Aber sie werden – oft leider auch auf tragische Weise – erleben müssen, dass der vor 25 Jahren ermordete Alfred Herrhausen recht hatte, als er feststellte: “Am Ende sind alle Probleme der Wirtschaft Personalprobleme”.

CM: Herr Höchsmann, vielen Dank für Ihre Zeit und die gewonnenen Einsichten.

Wir wünschen Ihren Klienten und Ihnen alles Gute und nachhaltigen Erfolg!


Zur Person
Michael Höchsmann (Jahrgang 1952) studierte nach der Offiziersausbildung Betriebswirtschaftslehre an der Universität der Bundeswehr München und war nach Ausbildung in den USA als Hauptmann in der NATO-Luftverteidigung eingesetzt. Seit 1982 ist er als Managementberater und Coach für Familienunternehmen tätig. 1992 gründete er das TRADEMUS-Netzwerk für Nachfolgemanagement. Im Rahmen seiner umfangreichen Weiterbildung absolvierte er nebenberuflich u.a. ein Master-Studium in Beratungspsychologie und Counselling.

Michael Höchsmann ist langjähriges Mitglied in den führenden Fachverbänden BDU und DBVC. 2014 wurden er und sein Team in der bisher größten Klientenbefragung zu Unternehmensberatungen durch das Wirtschaftsmagazin “brand eins Wissen” als Beste Berater in der Kategorie Führung, Organisation und Personal ausgezeichnet.

Zum Unternehmen:
Trademus ist lateinisch und bedeutet: Wir werden weitergeben. Die TRADEMUS-Beratung unterstützt Unternehmerfamilien bei der Überleitung und Fortführung ihres Unternehmens. Die Förderung der nächsten Führungsgeneration, die Sicherung der Zukunftsfähigkeit und die Bewahrung des Familienfriedens stehen im Mittelpunkt. Die Gestaltung und Begleitung hybrider Geschäftsleitungsformen aus Familie und Fremdmanagement sind die Domäne der TRADEMUS-Beratung. Ihr Erfahrungshintergrund reicht bis in das Jahr 1982.


Beginnen Sie mit der Eingabe und drücken Sie Enter, um zu suchen