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Gesundheitstourismus & Medizintourismus: Best Practice Einrichtungen

Beitrag von: Matthias Buchholz

Unternehmen: Conplore

Immobilien- und Produktkonzepte müssen genau auf die Zielgruppenbedürfnisse zugeschnitten werden. Grundlage einer erfolgreichen Projektentwicklung ist daher eine fundierte Zielgruppenanalyse, eine nachfrageseitige Marktabgrenzung. Im Gesundheitstourismus können die Zielgruppen wie folgt differenziert werden:

  • Stammt die Zielgruppe aus dem Inland oder dem Ausland?
  • Handelt es sich um Gesunde / Präventionsurlauber oder Kranke / Pflegebedürftige?
  • Handelt es sich um Personen mit Mobilitäts- oder Aktivitätseinschränkungen?
  • Wer zahlt die Leistungen? (Selbstzahler, Krankenkasse, Pflegekasse, Rentenversicherung)

Bei der Zielgruppenabgrenzung kann es selbstverständlich zu Überlappungen kommen, d.h. eine Person erfüllt mehrere der Eigenschaften. Auf Basis der Unterschiede bei den Zielgruppen haben sich folgende hybride Geschäftsmodelle und Immobilienkonzepte zwischen Tourismus und Health/Care herauskristallisiert und im Markt etabliert:

  • Health Ressorts (Kurhotels)
    Hotel Ressorts mit einem integrierten Gesundheitszentrum / Kurzentrum
  • Kliniken mit Hotelstandard
    Klinik (zugelassen nach Sozialrecht) mit gehobenen Komfort-, Service- und Einrichtungsstandards (ähnlich einem Hotel mit gutem Gastronomieangebot), zumeist in Privatkliniken
  • Klinikhotels, Patientenhotels
    Hybridkonzept bestehend aus einem Hotel (zugelassen nach Gewerberecht) und einer Klinik (zugelassen nach Sozialrecht); wird die Beherbergung nicht nach Gewerberecht zugelassen, findet man häufiger die Bezeichnung als Patientenhaus
  • Medical Spa Ressorts
    Health Ressort oder Patientenhotel mit einem integrierten Medical Spa (= Spa, in dem Ärzte arbeiten)
  • Pflegehotels
    Hotel (nach Gewerberecht), welches auf die Zielgruppe der pflegebedürftigen Menschen eingerichtet und in der Regel ambulante Pflegeleistungen anbietet (z.B. im Bereich Verhinderungspflege)
  • Seniorenresidenzen mit Hotelleistungen
    Seniorenresidenzen bieten für ihre Anwohner, aber insbesondere für kurzfristig im Haus beherbergte Gäste Hotelleistungen an (z.B. im Bereich Verhinderungspflege)

 

 

Zu den Best-Practice-Betrieben im Bereich Medical Spa und Health Ressorts…

…zählen der Lanserhof in Österreich und das artepuri medHotel Meersinn in Binz, Deutschland. Die Ressorts liegen im 4-Sterne-superior-Segment, sind eine Kombination aus Hotel, Gesundheitszentrum und Spa und verfügen über eine vergleichsweise geringe Zimmerzahl von ca. 60 Zimmern (Lanserhof: 90 Betten). Etwa 2/3 der Zimmer sind im Schnitt einzeln belegt (=Doppelbelegungsfaktor von ca. 1,3), was typisch für Hotels mit Gesundheitsfokus ist. Im Gesundheitszentrum werden ganzheitliche Therapie- und Präventionsangebote geboten, meist mit wohlklingendem Namensschild versehen wie Detox (FX Mayr) oder Gustogenese. Je nach Nachfrage arbeiten dort ca. 15-25 Mitarbeiter in über 50 Behandlungsräumen auf ca. 1.000m². Der 1974 erbaute Lanserhof macht gemäß eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 9 Mio. Euro, hat 25.200 Nächtigungen pro Jahr bei ca. 2.100 Ankünften. 12 Tage durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei 90 %-iger Auslastung sind Spitzenwerte. Vitalgäste bleiben deutlich kürzer. Die Gästestruktur im Lanserhof setzt sich wie folgt zusammen: 80 % der Gäste aus Deutschland, 12 % aus der Schweiz, 8 % aus anderen Ländern. Die leitenden Ärzte sind in den Häusern primär für die Reputation, das Konzept und den Verkauf verantwortlich. Sie selbst erbringen nur geringe Deckungsbeiträge. Die weiteren angestellten Ärzte bringen ca. 50 % Deckungsbeitrag. Der Durchschnittskonsum eines Gastes liegt täglich bei etwa 150,00 € für die Medizin und 200,-€ für Hotel & Gastronomie.

 

Allgemeine Erfolgsfaktoren für Health Ressorts

  • Klare Vision & Konzept, d.h. eine spitze Positionierung
  • Soziale Kompetenz, Servicementalität der Mitarbeiter
  • Reibungslose Kommunikation innerhalb des Betriebes
  • Qualitätskontrolle durch leitenden Arzt, Vertriebstalent der Ärzte
  • Gästebindung durch Nachbehandlung (eigene Produkte, Nachuntersuchungen, etc.)
  • Corporate Identity & Gesundheitsspirit & Sprachwahl
    (z.B. “Guest Assistent” statt “Arzthelfer”, “Detox” statt “Kur”)
  • Lage/Standort des Ressorts, Landschaft

Klinikhotels (auch Patientenhotels) sind ein in Skandinavien, den USA und z.T. Asien recht weit verbreitetes Lowcare-Patienten-Beherbergungskonzept, welches sich in Zentraleuropa aufgrund rechtlicher Restriktionen (mangelnde rechtliche Einordnung von Patientenhotels, fehlende gesetzliche Definition) noch nicht breit etabliert hat. Als vorbildliche Privatklinikgruppe, die von ihrem Konzept her sehr nah an Klinikhotelkonzepten liegt, gilt die Medical Park AG. Die Unternehmensgruppe führt derzeit 10 Kliniken mit ca. 1.900 Mitarbeitern. Die Häuser sind alle in sehr schönen Landschaften positioniert. In dem neuen Flaggschiff der Gruppe, der privaten Fachklinik Berlin Humboldtmühle, befinden sich neurologische, orthopädische, kardiologische Fachabteilungen, sowie eine Abteilung für Innere Medizin, sowie eine Intensivstation. Das Haus bietet einen 4-5 Sterne Hotelstandard mit Doppelzimmern, Einzelzimmern, Suiten und Apartments. Zu den Highlights der Einrichtung zählen der Physiotherapiebereich, der Wellnessbereich, die VIP-Lounge, das Restaurant, sowie das im Haus installierte Duftsystem. Es werden gesetzlich- und privat versicherte Patienten aufgenommen. Die Medical Park Gruppe wirbt stark um internationale Patienten.

 

Hotelambiente entscheidet

Als Best-Practice im Bereich Pflegehotels kann das Hotel am Kurpark in Bad Herrenalb, Deutschland herangezogen werden. Das Haus besticht durch seinen Hotelcharakter, der das Pflegeangebot zwar bereitstellt, aber nicht in den primären Wahrnehmungsfokus rückt. Der Hotel- und Gastronomiebetrieb läuft barrierefrei. Auf den Etagen gibt es attraktiv gestaltete Pflegebäder und in den Zimmern getrennte Pflegeschlafzimmer für den Pflegebedürftigen, damit der nicht pflegebedürftige Partner die Nacht in Ruhe schlafen kann. Ein kleiner Saunabereich, sowie Tagungsräume runden das Angebot des Hauses ab. Interessant für pflegebedürftige bzw. auch mobilitätseingeschränkte Personen sind auch Private Spa-Konzepte.

Ein Top-Anbieter im Bereich Seniorenresidenzen sind die Augustinum-Einrichtungen, welche ihren Bewohnern und Gästen eine Kombination aus Seniorenresidenz und Gesundheitszentrum anbieten. Das Konzept weist einen 5 Sterne Hotelcharakter auf und es handelt sich um eine kleine, selbstständig-funktioniere Stadt. Das Freizeitangebote und Ambiente der Häuser ist exklusiv. Zum Leistungsspektrum gehören auch Hotelpflegeapartments, die z.B. im Bereich der Verhinderungspflege (wenn Pflegende nicht Pflegen können) eine interessante Option sein können.

Die Erfolgsfaktoren für die einzelnen Konzepte sind z.T. sehr unterschiedlich. Ein Vergleich der Faktoren für Spa-Anlagen und medizinische Einrichtungen soll dies im Folgenden verdeutlichen. Während bei Spa-Anlagen die Standortattraktivität ein sehr maßgeblicher Faktor ist, tritt eben dieser Faktor bei medizinischen Einrichtungen eher in den Hintergrund. Maßgeblich für die Anbieterwahl ist hier vielmehr die medizinische Exzellenz und Reputation der Einrichtung.

Erfolgsfaktoren im Vergleich
Spa-Einrichtung
Standort (attraktiv für Anwohner/Touristen)

Klares, verständliches Konzept

Integration des Wellness-Gedanken in allen Bereichen des Betriebs

Wirtschaftliche Konfiguration optimieren (Investition / Betrieb / Finanzierung / Preismanagement)

Design Hardware-/Software / Ästhetik Einrichtung & Mitarbeiter

Function follows design

Qualitätsmanagement

Kooperation auf allen Ebenen / Destinationsmarketing

Mitarbeiterqualifikation & Servicementalität

Verfügbare Fachkräfte: Wellness, Kosmetik, Masseure, Fitnesstrainer

Medizinische Einrichtung
Gäste buchen die Medizin

Medizinische Exzellenz / Reputation / Nachweisbare Erfolge

Qualitätsmanagement & höchste Hygienestandards

Behandlungsangebote / Wahl gefragter Indikationen / USP: Einzigartigkeit / Versicherungskunden

Preisdeckelung / z.T. ausgeschaltete Marktmechanismen

Forschung & Innovationen / Lehre / Universitäten

Hochgradig funktionale Architektur / Logistik (Design follows function)

Standort (attraktiv für Ärzte/Pfleger und Patienten)

Verfügbare Fachkräfte: Ärzte, Pflege, Medizintechnik, Therapeuten, Psychologen (Problematik: Fachkräftemangel)

Kooperation auf allen Ebenen

bei int. Ausrichtung: Destinationsmarketing

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