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JOINT FUTURE WORK und Bundeswehr – Teil 2: CI / Inneres Gefüge und die Bedeutung von Zeit

JOINT FUTURE WORK[1] und Bundeswehr – Teil 2:
CI / Inneres Gefüge und die Bedeutung von Zeit[2]

MEINUNG Was unterscheidet einen Erwachsenen von einem Kind? – Biologisch nichts wirklich Wichtiges. Aber über den Faktor Zeit konnte er physisch wie geistig “wachsen”. Letztlich Masse, Wissen und Erfahrung mehren, erstarken und festigen. Letzteres zeichnet dann einen Erwachsenen aus.

Dies ist wie wir alle wissen nur auf der Zeitachse möglich. Und damit es möglich ist, geben wir Kindern Zeit. Zeit, die sie brauchen, damit sie sich entwickeln können. Und diese Entwicklung ist stetig und auch für Erwachsene nie abgeschlossen, was es zwangsläufig nötig macht auch hier Zeit einzuräumen für Veränderungen.

Neben einem Ziel und den Mitteln dafür benötigt diese Entwicklung also auch und gerade Zeit. Und andere Menschen, die dies beobachten, fördern und lenken. Und das sind gemeinhin die, die diesen zielgerichteten Prozess schon länger durchlaufen haben.

Und das passiert immer und überall und besonders dann, wenn Menschen sich neuen Gruppen anschließen. Sozialen Gruppen (z.B.: Vereinen) oder wirtschaftlichen Gruppen (z.B. Unternehmen). Das wird mitunter als Einarbeitungszeit verstanden und im Zeitansatz dann auf die sog. “ersten 100 Tage” zunächst einmal verbal beschränkt. Doch im Grunde genommen führt jede Veränderung im System/der Gemeinschaft zu neuen Anpassungs-/Lernprozessen.

Und je gravierender der Unterschied zwischen alten Umgebungen und den neuen Umständen, desto länger braucht der Mensch, um “anzukommen”. Desto mehr Hilfe benötigt er. Und desto mehr beispielgebende Führung braucht er auch. Und dies alles ist nur auf der Zeitachse zu machen.

Niemand wird bestreiten können, dass der Einstieg in die Bundeswehr nicht mit einem Einschnitt einhergeht. Individualität vs. Uniformität, Freiheit vs Befehl und Gehorsam und Freizügigkeit vs. Konformität. Das war schon immer schwer. Es konnten auch nicht viele; zumindest nicht für länger. Und seit Mitte der 80er war es auch kein Lebensbild mehr, das gesellschaftlich viel Resonanz fand. Es wurde eher belächelt. Anfangs, dann ausgelacht und verspottet.

Letzteres führte dazu, dass die Bewerberzahlen sanken. Bewerberzahlen für all die Funktionen und Stellen, auf denen aber Profis, also länger dienende Zeitsoldaten und Berufssoldaten gebraucht wurden. Menschen, die auf der Zeitachse das erlernen und beherrschen mussten, was sie dann an andere weitergeben konnten. Leute, die für eine jede Organisation unerlässlich sind.

Und eines der fehlenden Attraktivitätsmerkmale war die völlig fehlende Dienstzeitregelung. Nicht nur ein schlechter sondern ein komplett fehlender Anspruch darauf. Nach sechs Monaten über 56 Stunden pro Woche bekam man 150 Mark mehr im Monat. Dienstgradunabhängig und nicht steuerfrei. Und damit war alles abgegolten. Das war so einfach, dass es in der Bundeswehr keine Rolle spielte. Weder politisch noch untereinander. Es war so.

“Als die Gewerkschaften mit der 35h-Woche auf die Straße gingen, machte die Bundeswehr 56 und mehr Stunden die Woche. Jahr für Jahr.”

Doch das hatte etwas Gutes. Es war Zeit da. Zeit, damit der Nachwuchs wachsen konnte. An der Aufgabe, dienstlich/funktional, aber auch als Mensch. Als Bürger in Uniform, wie es die Innere Führung so gern beschreibt, der Politiker so gern propagiert aber in der Truppe auch umgesetzt werden muss. Und auch dafür war und ist Zeit notwendig. Und diese Zeit war da. En masse. Jederzeit und immer. Daher war auch Personal immer und überall verfügbar. Für allg. Dienste in den Einheiten (UvD, GvD, MvD, LvD, FwW,…), für Wache und Bereitschaft in Verbänden und natürlich auch für jeden “anderen Mist”, der unpopulär war.

Das änderte sich mit der aufkommenden Dienstzeitregelung entscheidend. Was die Dienste anging war das gut, denn die waren mitunter völlig überdimensioniert besetzt und nicht mehr nötig.

Doch ein Aspekt blieb auf der Strecke. Es war immer weniger Zeit für das, was der Nachwuchs zum Heranwachsen brauchte. Die Zeit und die älteren Kameraden dafür. Zeit, den politischen Anspruch an den Staatsbürger in Uniform mit Tradition eines Soldaten und persönlichen Einstellungen in Einklang zu bringen. Persönlichen Einstellungen, die eben nicht bei jedem gleich waren und sind. Einstellungen, die mitunter vor Eintritt in die Bundeswehr nie (von anderen) hinterfragt wurden – auch nie vermittelt wurden! Letzteres war dann das Aufgabenfeld des Unteroffiziers- und Offizierskorps. Der Führer und Unterführer des Systems vor Ort. Nicht im Ministerium. Sondern da, wo es immer schon dreckig war. Auf der “Schlammebene”, wie Soldaten sagen.

Das Ministerium hat dazu zusammen mit dem zuständigen Zentrum für Innere Führung der Bundeswehr, eine Leitlinie erlassen. Sogar zwei davon. Den Traditionserlass, der aber ständig tagespolitisch gewollt weiter ausgehöhlt und bis zur Unkenntlichkeit dessen, was er einmal war, verdreht wurde, und der Leitfaden für das Unteroffizierskorps an sich.


Abb.: Bundeswehr – Leitsätze für Unteroffiziere

Damit fiel den Unteroffizierskorps der Einheiten auf Kompanie-, Batterie- und Staffelebene die Aufgabe zu die zu befördernden und damit erst heranwachsenden Neuzugänge in die Gemeinschaft der älteren Diensttuer einzuführen, damit sie demokratische Grundordnung, soldatische Tradition und Tugend sowie den daraus resultierenden Gesamtanspruch verinnerlichen, danach handeln und ihn als Bindeglied zu den Mannschaften herunterbrechen können. Hierüber gibt es meterweise Literatur, Befehle und Anweisungen. Eigentlich eine komplette Dienststelle: das Zentrum für Innere Führung der Bundeswehr in Koblenz.

Wie das aber funktional ausgestaltet wird, war den Führen der Unteroffizierskorps vorbehalten. Dem jeweiligen Vorsitzenden der soldatischen Gemeinschaft; dem Spieß. Und die Bezeichnung ist nicht diskriminierend sondern Tradition und Auszeichnung für den ersten Unteroffizier einer jeden Einheit. Dem Mann (der Frau), der als Innendienstleiter einer Einheit fungiert und auch als “Mutter der Kompanie” angesehen wird.

Warum ist dieser Mann wichtig für das innere Gefüge und wenn er es ist, wie wird man es? Man wird es auf der Zeitachse. Nach 20 bis 25 Jahren. Und es wird auch nicht jeder. Die Funktion ist handverlesen… Eben weil sie so wichtig ist für das, auf was sich jeder Politiker so gern verbal bezieht: für Tradition, Rituale, innere Führung und soldatische Gemeinschaft. Mitunter auch neudeutsch CI genannt. Die Spieße sind die wahren Streitkräfte. Omnipräsente Ansprechpartner für alle in der Einheit. Die Verkörperung dessen, auf das Offiziere nur innerbetrieblich aufbauen können, denn das Unteroffizierskorps wird vornehmlich vom Spieß geführt, geprägt und auch erzogen. Dazu hat(te) er dienstalte weitere Berufsunteroffiziere als Hilfen, Haupt- und Stabsfeldwebel mit ähnlich langen Dienstzeiten und dann die alten Oberfeldwebel als Zeitsoldaten.

Und da Zeit immer da war, hatte er auch Handlungsmöglichkeiten, seine ihm anvertrauten Unterführer so auf Kurs zu bringen, dass sie dem Anspruch von Armee, Politik und Gesellschaft genügten. Letztere veränderten sich. Und mit ihnen die Armee, die durch die Wehrpflicht ständig von außen ein Feedback erfuhr. Wehrpflichtige waren ein Regulativ. Sie zeigten den auch schon länger dienenden Soldaten/Ausbildern die Veränderung in Denken und Handeln neuer Generationen auf. Machten es notwendig sich anzupassen. Zu verändern. Eigene Sichtweisen zu hinterfragen und am Neuen abzugleichen.

Auch dazu war Zeit notwendig. Und nicht jeder vermochte das zu tun. Komissköppe nennen es Zivilisten.
Die Bundeswehr spricht da eher neudeutsch “von Angehörigen der alten Bundeswehr”, die geistig noch “im großen vaterländischen Krieg” leben.

Doch man schuf auf Wunsch der FDP, also aus parteipolitischem Opportunismus zur Wiederwahl, die Wehrpflicht ab. Das klingt unfreundlich, ist aber unbestritten und letztlich für die Bundeswehr katastrophal gewesen.
Den besten Nachwuchs gewann man aus den Wehrpflichtigen. Die hatten die Gelegenheit “reinzuschnuppern” wie man so schön sagt, konnten selbst beschnuppert werden und auf ihre Tauglichkeit hinsichtlich demokratisches Grundverständnis und soldatischer Haltung gezielt angesprochen werden.

Neben dem gesellschaftlichen Regulativ fiel also auch die personaltechnische (Gewinnungs)Komponente der Bundeswehr nahezu grundlos – und fast widerstandslos – weg.

“Diese Dummheit wäre verkraftbar gewesen, doch seit 1990 wurde Dummheit bei den Streitkräften zur politischen (auch innerpolitischen) Kultur erhoben, wenn es darum ging, alles billiger und noch einfacher zu gestalten.”

Allen vorweg das, was Attraktivität seit Ende der 80er ausgemacht hat: Dienstzeitverkürzungen aller Art. Nicht nur Ausbildungstechnisch bei Wehrpflichtigen (W15, W12, W10, W12, W8,..) sondern auch, was den Ausgleich von Überstunden über die dann neu definierte Wochenarbeitszeit hinausging. Und ohne Geld sollte und musste diese durch Freizeit abgebaut werden. Freizeit heißt aber auch, dass für die Erziehung vom Führernachwuchses kaum noch Zeit blieb. Der fand traditionsgemäß nach dem originären Dienst wirklich statt.
Uffz- und Offz-Weiterbildungen waren vorher immer Abendveranstaltungen. Und egal wo sie stattfanden, es waren auch immer Gelegenheiten, den Nachwuchs an Unteroffizieren, Jungfeldwebeln und Offizieranwärtern mit entsprechendem Dienstgrad, zu erziehen. Ihn anzuleiten im Spannungsfeld von Auftrag, Anspruch und Wirklichkeit bestehen zu können. Auch im Kontext einer immer ablehnender eingestellten Bevölkerung, die diesen Dienst belächelte, verspottete und dann anzufeinden begann. Bis hin zu ehrenrührigen Beleidigungen, die höchstrichterlich dann als “Meinungsfreiheit” bestätigt wurden. Das war und ist nicht leicht. Dazu bedarf es Charakters. Auch der kann weitergebildet werden. Auf der Zeitachse.

Doch diese Zeitachse wurde aus dem Spiel genommen. DZA (Dienstzeitausgleich) war vornehmlich abzufeiern. Damit fehlten ständig Leute in Ausbildung und auch für Weiterbildungen.

Die Funktion und Möglichkeiten der Spieße, den Säulen des Systems, fielen zunehmend weg oder beschränkten sich auf die bloße Dienstzeit an sich. Und die quoll nun mit anderen Tätigkeiten über und die wechselnden Einsätze der Bundeswehr, gern auch ad hoc, schufen einen Ausbildungstourismus Sondersgleichen in der Bundeswehr.

Zusätzlich zu den dauernden Truppenumgliederungen, Neuaufstellungen und Auflösungen von Verbänden und Dienststellen. Das war dann der Sargnagel für das, was Spieße noch tun konnten, um das innere Gefüge zu bewahren.

Doch Dummheit Drei und Vier karrikierten auch noch das: Einstellung mit höherem Dienstgraden und die Verlagerung der Führerausbildung an die Truppenschulen mit bloßen Praktika im Truppendienst (bei Offizieren, die dann als Oberleutnant nach dem Studium zum ersten Mal richtig Truppe erleben)…

Soldaten mit höherem Dienstgrad einzustellen resultiert aus der Notwendigkeit mit der Wirtschaft hinsichtlich Gehalt konkurrieren zu können UND durch den Bedarf an Funktionen, die nicht (mehr) selbst ausgebildet werden können. Das erscheint logisch. Doch anstatt über Zulagen zu gehen, wurde das an den Einstiegsdienstgrad gekoppelt. So wurden benötigte zivilberufliche Qualifikationen mit dem Einstiegsdienstgrad Stabsunteroffizier versehen. Dieser war vorher nur nach frühstens zwei Jahren zu erreichen und wurde mitunter auch erst nach drei Jahren erreicht. Nach getesteter und erbrachter Eignung als Unteroffizier – fachlich wie auch charakterlich! Letzteres das, was Spieße auf der Zeitachse leisten konnten, um den jungen Mann zum Vorgesetzten real zu befähigen. Ihm das an Truppenschulen erlernte praktisch und unter seiner Aufsicht umsetzen zu lassen. Junge Unterführer auch mal zu sich zu bestellen. “Fahnenjunker Rauschenberger. Kommen Sie doch mal mit…”

Gute Vorgesetzte und Stützen des inneren Gefüges fallen nicht vom Himmel. Sie werden erzogen. Von denen, die schon länger dabei sind. “Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen” hieß es mal, und die Feldwebel waren die “Meister ihres Faches”, was man als Fähnrich (Offizieranwärter im Dienstgrad eines Feldwebels) recht schnell als Anspruch mitbekam.

Doch nun fielen sie vom Himmel. Erst als Stabsunteroffizier, dann auch als Feldwebel und Oberfeldwebel. Letztere brauchten früher 6-10 Jahre.

Das killte das System dessen, was ein Spieß beim ständigen Umverteilungen seines Unteroffizierkorps leisten konnte. Auch unter der Prämisse, dass die Tradition und das Selbstverständnis einer Panzereinheit nicht “mal eben” die einer Infanterieeinheit werden konnte, was auch gern mal dazukam. Soldaten sind vielseitig. Aber alles hat Grenzen. Hier war sie all zu oft erreicht.

Dass Offizieranwärter nun nach noch nicht mal zwei Jahren für vier Jahre ins Studium abtauchen und als Oberleutnant wiederkommen hat das Verständnis was real gelebte innere Führung in der sich schnell verändernden Truppe nun wirklich bedeutet nicht gerade gefördert. Zumal deshalb schon nicht, weil die Ausbildung in diesen knapp 18 Monaten fast ausschließlich an Truppenschulen erfolgt und das “Führerpraktikum” sich auf drei Monate als stellvertretender Gruppenführer in der Grundausbildung beschränkt.

Wenn Frau von der Leyen Führungsmängel in der Bundeswehr erkannt haben will, dann ist es wohl exakt dieses Modell, das den jungen Kameraden Franco A. so hat werden lassen können wie er dann auch wurde. Abseits truppentäglicher Realität und jenseits dessen, was ein erfahrener Spieß recht schnell im Truppenalltag mitbekommen hätte. Das Regulativ eines funktionierenden Führerkorps ist schlicht unschlagbar in solchen Sachen. Und von jedem erfahreneren Feldwebelkameraden mal kurz angesprochen zu werden hinterlässt Eindruck. Selbst bei noch so resistenten Kameraden.

Das hat Frau von der Leyen auch nicht verstanden. Erfahrung, die nicht mehr vermittelt werden kann, vergeht. Verfällt irgendwann ungenutzt. Das ist inzwischen der Fall. Die Unteroffizierskorps sind zu bloßen Bezeichnungen verkommen. Wurden im verwaltungstechnischen Ablauf und der organisatorischen (Dauer)Umstrukturierung auf dem Altar der sog. “Einsatzbereitschaft” geopfert. Sogar vergessen will man meinen, den es spricht noch nicht mal mehr einer von ihnen. Vermutlich weil ihre Bedeutung inzwischen schon unbekannt ist. Für die Armee, die Soldaten aber auch für die Gesellschaft, die nun wieder “Staat im Staate” schreit, aber Soldaten immer noch für unterbelichtet hält wenn sie bereit sind für ihre Freiheit spotten zu dürfen und zu können(!) letztlich zu sterben bereit sein müssen.

Ohne diese glaubhaft demonstrierte Bereitschaft wäre die Wende 1989/90 vielleicht anders gelaufen. Doch verinnerlichte Grundwerte unserer freiheitlich-rechtlichen Grundordnung, Traditionspflege und anerzogene Führungskultur – auch unter Belastung und mitunter widrigen Lebens- und Berufsumständen – unter maßgeblicher Beteiligung von älteren Kameraden auf der Zeitachse hat Menschen geformt, deren Bereitschaft für eben diese Überzeugung(en) auch sterben zu wollen, glaubhaft war.

Doch dazu bedurfte es Zeit.

Zeit an der Aufgabe und der Anforderung zu wachsen – auch wachsen zu können und zu dürfen(!).

Zeit erkannte Fehler abzustellen, weniger dadurch bürokratische Mittel zu verwenden, sondern durch Vorbild, Aufsicht und Zusprache. Letztere mitunter auch mal einprägsam unangenehm. Erziehung muss nicht Spass machen. Kann – muss aber nicht.

Zeit in Dienstgrade hineinzuwachsen und die damit einhergehende Verantwortung für sich, seine Untergebenen, die Gemeinschaft, die Armee und die Gesellschaft wahrnehmen zu können. Wahrnehmen als (mentale) Aufgabe für sich und auch als aufgabenorientierte Funktion im Gesamtgefüge.

Zeit, die auch Umstrukturierungen brauchen, damit sie auf Menschen wirken können, die mit ihnen leben müssen.

Zeit, die die Alten gebraucht hätten, um im Wirbel der Veränderungen ihre Aufgabe für das innere Gefüge wahrnehmen zu können. Spieße und ältere Kameraden zu befähigen, überhaupt tätig werden zu können.

Wenn Ursula von der Leyen nun Führungskultur bemängelt, dann war sie es, die mit der konsequenten 41h-Woche (sog. Dienstzeiterlass) dafür gesorgt hat, dass diese Zeit endgültig weggedacht wurde. Der Beruf des Soldaten von der Berufung weg hin zum reinen Job weiterentwickelt wurde.

Und wenn der Fall des Oberleutnants Franco A. eines zeigt, dann das, das man in Politik und Gesellschaft bald auch nur noch das erwarten kann, was Jobdenken denn so möglich macht. Mitunter bis hin zu dem, was die Frage aufwirft für was wir bereit sind zu sterben. Als Gesellschaft – und hier ist die Frage schon mehrheitlich beantwortet – aber auch als nur noch joborientierter Mitarbeiter im Verbund des Bundesministers für Verteidigung.

Wenn Frau von der Leyen den Unterschied zwischen dem, was Theorie und Wirklichkeit ausmacht, nicht mehr sieht, und durch visionäres Wunschdenken – auf “mütterlich gut gemeinter Basis” zwar – ersetzt, dann wird sie bald eine Armee haben, die aus Leuten besteht, die genauso bereit sind für uns zu sterben wie der Airbus A400 M tatsächlich verlässlich fliegt.

Aber natürlich nur, wenn sie überhaupt noch Personal findet, das im demographischen Wandel für die Bundeswehr verfügbar gemacht werden kann. Allein schon durch Ansprache. Denn neben der gesellschaftlich gelebten und propagierten Disharmonie von Bedeutung und Sinnhaftigkeit von Streitkräften für ein Land – was gemeinhin zu Ablehnung von Streitkräften führen kann – könnte die Akzeptanz des Berufsbildes noch etwas mehr wanken. Man also nicht genug Menschen findet, die sich gern anfeinden lassen und diese Meinungsfreiheit dann begeistert bis zu IHREM Tod verteidigen. Oder auch nur theoretisch dazu bereit sind.

Ob diese Theorie schon jetzt nicht mehr aufrecht zu erhalten ist, sollte diskutiert werden. Denn Anzeichen sprechen dafür, dass auf der Zeitachse zu viel eingespart wurde und Berufung zunehmend zum bloßen Job verkommen ist und damit das, was Innere Führung einmal war nun wirklich nur noch Wunschdenken-CI ist.

Und die Verantwortung dafür ist politisch. Rein politisch![3]

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Quellenverzeichnis:

[1] Vgl.: Future Business Consulting: Definition Joint Future Work (2014)

[2] + [3] Vgl.: Sascha Rauschenberger: JOINT FUTURE WORK UND BUNDESWEHR Teil 1: Die Folgen des Unverständnisses der eigenen CI; Conplore Magazine (2017)

Buchcover - Future Work und Megatrends - von Sascha Rauschenberger

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