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Interview: Dr. Christian Kaufmann – “Insolvenzverwaltung – woran scheitert die Sanierung im Insolvenzverfahren regelmäßig? Verbesserungspotentiale?”

CM: Herr Dr. Kaufmann, als Rechtsanwalt und Fachanwalt für Insolvenzrecht arbeiten Sie im Bereich Insolvenzverwaltung – woran scheitert die Sanierung im Insolvenzverfahren regelmäßig? Wie kann man es besser machen?

Dr. Christian Kaufmann:
Die Sanierung von Unternehmen im Insolvenzverfahren scheitert oftmals bereits daran, dass die Insolvenzanträge nach wie vor viel zu spät gestellt werden. Dem Antrag vorangegangen sind dann mehrere Monate, in denen allein mit dem Prinzip Hoffnung am Rande des wirtschaftlichen Abgrunds weitergemacht wird. Das Unternehmen hat in diesen Fällen oft schon soviel Substanz verloren, dass eine Sanierung aus eigener Kraft nach Insolvenzantragstellung kaum mehr gelingen kann. Das ist umso bedauerlicher, als das Insolvenzverfahren viele Sanierungsinstrumente bereithält, die es außerhalb des Insolvenzverfahrens nicht gibt (z. B. Insolvenzgeld, erleichterte Beendigung von unvorteilhaften Verträgen, Erleichterungen bei Personalanpassungsmaßnahmen, Vollstreckungsschutz, etc.). Doch leider sind diese Sanierungsinstrumente den meisten Unternehmern nicht bekannt, weswegen eine Sanierung unter Insolvenzschutz oftmals gar nicht in Betracht gezogen wird. Ein Grund hierfür ist insbesondere die nach wie vor fehlende Insolvenzkultur in Deutschland. Andere Nationen, insbesondere die US-Amerikaner, sind hier viel weiter. Hier gehört die Möglichkeit des Scheiterns zum wirtschaftlichen Agieren dazu. Das am 01.03.2012 in Kraft getretene ESUG hat hier jedoch zum Glück schon zu einem gewissen Wandel geführt.

Daneben scheitern Sanierungen manchmal auch am fehlenden Mut einzelner Insolvenzverwalter, Geschäftsbetriebe im Insolvenzverfahren fortzuführen. Dies gilt indes nicht für die führenden Insolvenzverwalterkanzleien, die allesamt sehr fortführungs- und sanierungsorientiert sind. Was kann man also besser machen? Den Insolvenzantrag frühzeitiger stellen und darauf hinwirken, einen fortführungs- und sanierungsorientierten Insolvenzverwalter zu bekommen. Die Möglichkeit hierzu bietet das neue Recht, indem das Gesetz anordnet, dass der vom Schuldner vorgeschlagene Insolvenzverwalter nicht bereits nur aufgrund des Vorschlags nicht mehr als unabhängig gilt.

CM: Beruf Insolvenzverwalter 2015 – Wie sieht bei Ihnen eine „typische Arbeitswoche“ aus?

Dr. Christian Kaufmann:
Die gibt es nicht – und das ist das Spannende an diesem Beruf. Man weiß morgens nie ganz genau, was einen am Tag erwartet. Natürlich hat man einen Terminplan mit vielen Aufgaben, aber ein Anruf vom Insolvenzgericht mit einem neuen Fall kann die Planung für viele Tage sehr schnell durcheinanderwerfen.

CM: Steigen oder sinken die Insolvenzfälle aktuell in Deutschland? Wie sieht es im internationalen Vergleich aus?

Dr. Christian Kaufmann:
Die Insolvenzfälle in Deutschland sinken seit einigen Jahren, im letzten Jahr 2014 auf den niedrigsten Stand seit Einführung der Insolvenzordnung vor 15 Jahren. Es findet daher im Markt der Insolvenzverwaltung bereits eine deutliche Konsolidierung statt. Für das Jahr 2015 wird allerdings wieder mit einem leichten Anstieg der Insolvenzfälle gerechnet, während weltweit insgesamt mit weniger Insolvenzen gerechnet wird – von Ausnahmen wie Russland und China einmal abgesehen.

CM: Worauf müssen sich Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaften in Zukunft vermehrt einstellen?

Dr. Christian Kaufmann:
Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaften müssen sich auf einen zunehmenden Wettbewerb einstellen. Einerseits beraten nunmehr auch immer mehr Insolvenzverwalterkanzleien im Vorfeld einer Insolvenz, gleichzeitig streben viele Sanierungsberatungen und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in den Bereich der Insolvenzverwaltung, insbesondere den Bereich der Eigenverwaltungen in den großen und lukrativen Verfahren.

CM: Herr Dr. Kaufmann, vielen Dank für Ihre Zeit und die gewonnenen Einsichten. Wir wünschen Ihren Kunden und Ihnen alles Gute und nachhaltigen Erfolg!

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